Warum Pensionsfonds fossile Investments abstoßen


Divestment fossile Brennstoffe ist der Prozess, bei dem Investoren Anteile an Kohle-, Öl- und Gasfirmen verkaufen, um finanzielle Risiken und klimabezogene Verantwortung zu reduzieren. Dieser Text erklärt, warum Pensionsfonds immer öfter über Desinvestition nachdenken, wie solche Entscheidungen praktisch aussehen und welche Folgen sie für Rendite und Klimaschutz haben. Lesen Sie, welche Optionen Fonds heute nutzen, welche Beispiele aus Norwegen und Kalifornien relevant sind und welche Handlungsoptionen Sie als Ratsuchende oder Interessierte haben.

Einleitung

Pensionsfonds verwalten Geld, das Menschen für das Alter sparen. Wenn diese Fonds an Öl-, Gas- oder Kohlefirmen beteiligt sind, trifft das nicht nur die finanzielle Performance, sondern auch politische und klimatische Erwartungen. Für viele Anlegerinnen und Anleger ist entscheidend, ob ein Fonds Risiken aus fossilen Investments reduziert, ohne die langfristige Rendite zu gefährden. Beispiele aus Norwegen und Kalifornien zeigen, dass es dabei keine einfache Einheitslösung gibt: Manche Fonds verkaufen bestimmte Firmen, andere setzen auf Stimmrechtsnutzung und Dialog.

Der hier vorgestellte Text legt begriffe und Strategien verständlich dar, vergleicht konkrete Fälle und gibt Orientierung, wie Sie die Politik Ihres Fonds einschätzen können. Dabei bleibt die zentrale Frage: Schützt Divestment vor finanziellen Verlusten oder verschiebt es die Emissionen nur anderswohin?

Was bedeutet Divestment fossile Brennstoffe?

Divestment bedeutet das gezielte Verkaufen von Anlagen in Unternehmen, die fossile Brennstoffe fördern oder stark damit verbunden sind. Es gibt verschiedene Formen: vollständiger Ausstieg aus allen fossilen Beteiligungen, Ausschluss bestimmter Branchen wie Kohle oder gezielte Abverkäufe riskanter Einzeltitel. Der Beweggrund ist zweifach: finanzielle Risikoabschätzung und ethische/klimabezogene Verantwortung.

Viele große Fonds kombinieren seit 2023 Verkauf, Engagement und neue Investitionen in klimafreundliche Technologien.

Finanziell betrachtet zielen Fonds darauf ab, sogenannte stranded assets zu vermeiden: Das sind Vermögenswerte, deren Wert sinkt, weil die Nachfrage nach fossilen Energieträgern fällt oder Regulierungen die Gewinnmargen drücken. Politisch ist Divestment ein Signal: Wenn große Pensionsfonds verkaufen, erhöht das den Druck auf Unternehmen und Regierungen, ihre Strategien anzupassen.

Eine weitere Unterscheidung: Engagement heißt, dass Fonds Aktien behalten, aber aktiv auf Unternehmensführung einwirken. Divestment hingegen beendet die wirtschaftliche Verbindung. Beide Wege können parallel verfolgt werden.

Wenn Zahlen helfen: Der norwegische Government Pension Fund Global (GPFG) ist 2025 rund 2 Bio. USD groß und hat in den letzten Jahren selektiv ausgeschlossen, etwa bestimmte Kohlefirmen; gleichzeitig bleibt Öl- und Gas-Exposure Teil des Portfolios, weil der Fonds auf Engagement und Risikomanagement setzt (Quelle: NBIM).

Wenn die Darstellung komplexer Zahlen sinnvoll ist, hilft eine kurze Tabelle:

Form Kurzbeschreibung Beispiel
Kompletter Ausstieg Verkauf aller direkten Anteile an fossilen Firmen Kleine Stiftungsfonds mit Ethikregeln
Selektiver Ausschluss Nur Kohle oder besonders emissionsintensive Unternehmen GPFG: Coal exclusions, aber kein vollständiges O&G-Exit

Wichtig ist: Divestment allein reduziert Emissionen nicht automatisch global — es verändert jedoch Eigentumsstrukturen und kann die Finanzierungskosten für fossile Unternehmen erhöhen, wenn viele Investoren mitziehen.

Wie Pensionsfonds in der Praxis handeln

Pensionsfonds unterscheiden sich stark in Größe, Mandat und rechtlichem Rahmen. Große Staatsfonds wie der norwegische GPFG oder US-Fonds wie CalPERS treffen Entscheidungen unter dem Gesichtspunkt der Treuepflicht gegenüber den Versicherten. Das zeigt sich in zwei Mustern: Fonds, die verkaufen, wenn ein Investment als unvertretbar gilt, und Fonds, die im Besitz bleiben und stattdessen Dialog und Abstimmungsverhalten einsetzen.

Konkrete Praxisbeispiele: Norwegen hat in den letzten Jahren gezielt Kohleunternehmen ausgeschlossen und führt seit 2025 ein erweitertes Climate-Engagement-Programm. Gleichzeitig pausierte das Parlament zeitweise gewisse ethische Ausschlüsse, um die Strategie zu prüfen; das zeigt die Spannbreite politischer Einflussnahme auf Anlageentscheidungen (Quelle: Reuters, NBIM).

In Kalifornien zeigt CalPERS, dass Fonds statt Totalausstieg zunehmend in «Climate Solutions» investieren: Renewables, Speicher und Infrastruktur. CalPERS meldete 2025 knapp 60 Mrd. USD in solchen Lösungen, behält aber weiter Positionen in fossilen Unternehmen und setzt auf aktives Engagement (Quelle: CalPERS).

Für die praktische Bewertung eines Pensionsfonds gibt es drei einfache Prüfsteine: 1) Transparenz: veröffentlicht der Fonds relevante Holdings und Klima-Risikoabschätzungen? 2) Strategie: bevorzugt er Verkauf oder Engagement? 3) Umsetzung: gibt es messbare Ziele, etwa reduziertes CO2-Exposure oder konkrete Klimainvestitionen?

Als Mitglied oder Beitragszahlerin können Sie beim Fondsjahrbericht nach Begriffen wie “climate investments”, “exclusion policy” oder “engagement strategy” suchen. Die Entscheidung, ob Ihr Fonds den richtigen Weg geht, hängt von den eigenen Prioritäten ab: Rendite, Risikovermeidung oder Klimawirkung.

Chancen und Risiken für Anlegerinnen und Anleger

Divestment bietet Chancen: Es signalisiert öffentliches Desinteresse an fossilen Geschäftsmodellen, kann Reputationsrisiken senken und langfristig vor Verlusten durch sinkende Nachfrage schützen. Studien und Engagement-Beispiele zeigen, dass Geld in erneuerbare Technologien und Infrastruktur zunehmend attraktive Renditen liefert.

Gleichzeitig gibt es Risiken und Grenzen. Ein häufig genanntes Argument: Wenn ein Fonds verkauft, übernehmen andere Käufer die Aktien. Kurzfristig ändert das nichts an den Emissionen; langfristig kann ein breit angelegtes Divestment aber Finanzierungskosten erhöhen und Druck auf Unternehmensstrategien ausüben. Viele Fonds erkennen diese Nuance und kombinieren Verkauf mit aktivem Aktionärsverhalten.

Ein praktisches Risiko ist das fiduciary duty-Argument: Fondsmanagerinnen und -manager sind verpflichtet, die Rentenansprüche zu sichern. Mancher Fonds hält deshalb an ertragsstarken Firmen fest und erhöht stattdessen Investments in klimafreundliche Anlagen als Ausgleich. Das erzeugt Kritik von Aktivistinnen, die schnellere Exits fordern, und von Portfoliomanagern, die vor Renditeverlusten warnen.

Zudem sind Datenlücken ein Problem: Viele Unternehmen berichten unvollständig über Scope-3-Emissionen (Emissionen, die außerhalb direkter Unternehmensaktivitäten entstehen), weshalb die Bewertung der wahren Klimawirkung schwierig bleibt. Für Zahlen aus 2022 gilt: Sie sind älter als zwei Jahre und sollten als Orientierung mit Vorsicht betrachtet werden. Beispiele aus 2022 finden Sie in Fondsberichten wie bei CalPERS, die 2022 rund 9,4 Mrd. USD an börsennotierten Fossilanlagen ausweisen (Quelle: CalPERS; diese Zahl stammt aus 2022 und ist älter als zwei Jahre).

Fazit dieses Kapitels: Divestment kann Teil eines verantwortungsvollen Portfoliomanagements sein, ersetzt aber keine umfassende Klima- und Risikoanalyse.

Wohin die Entwicklung gehen kann

Bis 2026 ist zu erwarten, dass die Debatte um Divestment weiterhin zweigleisig verläuft: Einerseits wächst der Druck von Zivilgesellschaft und Glaubensgemeinschaften; 2025 berichteten Netzwerke, dass über 1.600 Institutionen Commitments zu Desinvestition in fossile Brennstoffe abgegeben haben und rund 40 Billionen USD Assets in dieser Bewegung stehen (Quelle: Stand.earth / CleanTechnica). Andererseits behalten große Staatsfonds häufig ihre Öl- und Gasbeteiligungen, kombiniert mit intensiver Unternehmensdialogführung.

Praktische Szenarien: In einem moderaten Szenario verlagern Fonds systematisch Kapital in erneuerbare Infrastruktur und reduzieren sukzessive direkte Fossil-Positionen; in einem restriktiveren Szenario führen gesetzliche Vorgaben zu schnelleren Exits, was Märkte kurzfristig stärker belasten könnte. Beide Szenarien haben Auswirkungen auf Unternehmen, Arbeitnehmerinnen in der Branche und die Energiewende-Strategie insgesamt.

Für Einzelpersonen und Politik ergeben sich Handlungsoptionen: Fonds stärker zur Transparenz verpflichten, Unterstützung für Arbeitnehmerinnen in Transformationsbranchen fördern und Investitionsanreize für Klima-Infrastruktur schaffen. Investoren können ihr eigenes Risiko reduzieren, indem sie die Klimaexponierung ihres Rentenfonds prüfen und bei Bedarf private Vorsorge mit klimafreundlichen Produkten ergänzen.

Insgesamt bleibt wichtig: Die Wirksamkeit von Divestment hängt von der Breite der Bewegung, regulatorischen Rahmenbedingungen und der Qualität von Klima- und Finanzdaten ab. Beobachten Sie die Jahresberichte Ihres Fonds und öffentliche Climate-Engagement-Statements — sie zeigen meist, auf welchem Pfad der Fonds unterwegs ist.

Fazit

Divestment fossile Brennstoffe ist mehr als ein moralisches Signal: Es ist ein Instrument, mit dem Pensionsfonds finanzielle Risiken adressieren und gleichzeitig politischen Druck erzeugen können. Die Praxis zeigt, dass viele große Fonds weder pauschal verkaufen noch untätig bleiben, sondern eine Mischung aus Ausschlüssen, Engagement und gezielten Investments in klimafreundliche Technologien wählen. Für Beitragszahlerinnen und Beitragszahler lohnt sich ein Blick in Jahresberichte und Klima-Disclosure, um zu verstehen, ob der eigene Fonds Risiko minimiert und zugleich Übergänge in nachhaltige Infrastruktur fördert.


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Artisan Baumeister

Mentor, Creator und Blogger aus Leidenschaft.

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