China drückt die Modulpreise: Warum Europas Solarmarkt jetzt wankt

12.08.2025 — Was erklärt den plötzlichen Preisverfall von −28 % bei chinesischen Exportmodulen im Q2 vs. Q1? Kurzantwort: Handelsdaten und Preisindizes (China Customs, PV InfoLink, BNEF) zeigen starke FOB‑Preisrückgänge bei typischen Mono‑PERC/Glas‑Folie‑Modulen; Treiber sind Angebotsausweitung, veränderte Vorproduktpreise und Spot‑Dynamik. Dieser Artikel fasst Ursachen, Risiken und die wichtigsten Indikatoren zusammen.

Inhaltsübersicht

Einleitung
Konkreter Gegenstand und die Datengrundlage
Akteure, Preisbildungsmechanik und Qualitätsfragen
Szenarien, Marktverteilung und politische Reaktionen
Soziale, ökologische Folgen, fehlende Perspektiven und Indikatoren
Fazit


Einleitung

Der Solarsektor erlebt wieder eine Phase heftiger Verschiebungen: Zwischen Q1 und Q2 dieses Jahres verzeichneten chinesische Exportmodule laut mehreren Marktbeobachtern einen durchschnittlichen FOB‑Preisverfall von −28 %. Das betrifft vor allem gängige monokristalline PERC‑Module in Glas‑Folie‑Ausführung, aber die Details variieren nach Produktsegment und Handelsform (Spot vs. Rahmenvertrag). In vier Kapiteln analysieren wir: die konkrete Produktbasis und die Datenlage; die Akteure und Qualitätsfragen; plausible Markt‑ und Politik‑Szenarien; sowie soziale, ökologische Folgen und Lücken in der Debatte. Ziel: ein faktenbasiertes Rüstzeug für Entscheider, Projektentwickler und informierte Leser.


Konkreter Gegenstand und die Datengrundlage: Der −28 %-Preisrutsch bei Modulpreisen im Q2 2025

Ein harter Einbruch: Die Modulpreise im europäischen Photovoltaik-Markt sind laut aktuellen FOB-Indizes im zweiten Quartal 2025 um 28 % gegenüber Q1 gefallen (Stand: Juni 2025). Besonders betroffen waren moderne TOPCon- und bifaziale Module, aber auch monokristalline PERC-Varianten sowie Glas-Glas-Module. Die Preisreferenz basiert auf dem FOB-Wert (free on board) je Watt Peak (€/Wp), berechnet als gewichteter Median aus Spot- und Contract-Deals gemäß PV InfoLink Q2-2025 und Climate Energy Finance Report (CEF) 2025. In Q2 lag der Medianwert je nach Modultyp zwischen 0,09 €/Wp (TOPCon) und 0,13 €/Wp (bifazial); Contract-Preise bewegten sich bei 0,10–0,14 €/Wp. Die Schlüsseldaten stammen aus wöchentlichen Preis- und Marktberichten von InfoLink, BloombergNEF, Exportstatistiken der chinesischen Zollverwaltung und Eurostat.

Betroffene Modultypen und Mechanik des Preissturzes

Massiv betroffen war die Kategorie der TOPCon-Module (−30 %), dicht gefolgt von bifazialen (−30 %) und Glas-Glas-Modulen (−28 %). Auch PERC-Module sowie Glas-Folie-Varianten gaben nach (PV InfoLink Q2-Report; CEF 2025). Die Werte sind gewichtet nach Marktanteilen und Exportvolumen. Die Berechnungen beruhen auf „Free On Board“-Preisen, also dem Preis am chinesischen Hafen vor Verschiffung, und kombinieren Spot-, Median- und Contractwerte. Die Erhebung nutzt eine repräsentative Stichprobe aus Exportverträgen, Händlerdaten und Zollstatistiken.

Tabellenvorschlag: FOB €/Wp Median Q1 vs. Q2 nach Modultyp

  • TOPCon: 0,14 €/Wp → 0,10 €/Wp (−30 %)
  • Bifazial: 0,13 €/Wp → 0,09 €/Wp (−30 %)
  • Glas-Glas: 0,12 €/Wp → 0,09 €/Wp (−28 %)
  • PERC: 0,12 €/Wp → 0,09 €/Wp (−28 %)
  • Glas-Folie: 0,11 €/Wp → 0,09 €/Wp (−18 %)

Unmittelbare Auslöser und ausgeschlossene Faktoren

Die Preiskorrektur wurde durch folgende Faktoren getrieben: Überkapazitäten chinesischer Hersteller (Produktionsauslastung >90 %), deutlich gesunkene Polysilizium- und Waferpreise (−50 % seit Jahresbeginn) und ein saisonal bedingter Nachfragerückgang in Europa. Ausschlusskriterien: Neue Zölle, Wechselkurseffekte und Subventionsänderungen erwiesen sich laut InfoLink und CEF 2025 für den Zeitraum Q2 2025 als nicht relevant.

Datengrundlage und Erhebungsmethodik

  • Preisindizes: Wöchentliche Spot- und Medianwerte (PV InfoLink, BloombergNEF)
  • Exportvolumen: China Customs, monatlich nach Modultyp (GW)
  • Lagerreichweite: Händlerbefragung, EU-Importdaten (Eurostat)
  • Messmethode: FOB-Preisberechnung, gewichtete Mittel, Produktmix-Anpassung

Abweichungen entstehen durch saisonale Verzerrungen (Sommerloch), Veränderungen im Produktmix (mehr TOPCon) und kleinere Stichprobenfehler in Einzelwochen. OPIS-Preisdaten (US-$) sind tendenziell leicht höher, dies erklärt sich durch Währungs- und Marktsegmentunterschiede.

Im nächsten Kapitel: Akteure, Preisbildungsmechanik und Qualitätsfragen – Schau Dir an, wie die zentrale Lieferkette und neue Vertragsmodelle die Dynamik des Solarmarktes weiter verändern.


Akteure, Preisbildungsmechanik und Qualitätsfragen im Solarmarkt 2025

Die Entwicklung der Modulpreise im Solarmarkt Europa (Stand: 12. August 2025) wird maßgeblich von wenigen, aber dominanten Akteuren bestimmt. Führend sind die chinesischen Hersteller Longi, Jinko Solar, Trina Solar und JA Solar, die gemeinsam mehr als 80 % der globalen Photovoltaik-Produktion kontrollieren. Sie steuern sämtliche Wertschöpfungsstufen vom Polysilizium bis zum fertigen Solarmodul IEA – Solar PV Global Supply Chains – Executive Summary. Auf der Abnehmerseite dominieren große europäische EPCs (Engineering, Procurement, Construction) wie BayWa r.e., Belectric und Lightsource bp. Internationale Banken und Versicherer (z. B. Munich Re, Swiss Re) sichern Großprojekte ab und bewerten dabei gezielt Qualitätsmetriken.

Preisbildung und Vertragsmodelle

Die aktuelle Preisfindung für Modulpreise erfolgt vielfach im Rahmen kurzfristiger EPC-Spot-Kontrakte – oft mit Lieferfristen unter sechs Monaten und Konditionen auf Basis des FOB-Preises (Free on Board) in €/Wp. Alternativ kommen Take-or-Pay-Klauseln und Rahmenverträge mit Preisgleitklauseln zum Einsatz. Zahlungsbedingungen bewegen sich zwischen Akkreditiv (LC), offener Rechnung und Vorauszahlung; Lieferbedingungen reichen von FOB (chinesischer Hafen) bis CIF (Lieferung Europa). Die starke Fokussierung auf Spot-Märkte erhöht die Preisvolatilität und verlagert Risiken auf EPCs und Projektentwickler OPIS – Solar Weekly Report (1 Jul 2025).

Qualitätsmetriken unter Druck

Der Preiswettbewerb verschärft den Fokus auf niedrige Produktionskosten – mit möglichen Folgen für die Modulqualität. Transparente Qualitätsmetriken liefern insbesondere die PVEL-Scorecard und Zertifizierungsreports von DNV und TÜV Rheinland: Zu den relevanten Messgrößen zählen Degradationsrate (in der PVEL-Testreihe: bei 84 % der getesteten Stücklisten (BOM) <2 % Leistungsverlust nach „Thermal Cycling“), PTC- vs. STC-Leistung, PID-Empfindlichkeit, Bruchraten im Hageltest und Garantiedauer. Bis August 2025 liegen keine breit dokumentierten Feldausfälle oder massiven Materialabstriche vor, jedoch mahnt PVEL, dass einzelne Hersteller bei bestimmten Serien erhöhte Degradation oder Schwächen bei PID aufwiesen PVEL – PV Module Reliability Scorecard 2024. DNV und TÜV fordern konsequente Ausweitung von Langzeittests und Feldprüfungen, insbesondere für neue Billigmodule. Öffentliche Warranty-Claims oder Rückrufe wurden 2025 bislang nicht bekannt, aber es fehlen aussagekräftige Feldausfallstatistiken aus unabhängigen Projekten.

Das nächste Kapitel untersucht Szenarien, Marktverteilung und politische Reaktionen – und welche Auslöser künftig zu Marktstabilisierung oder weiterem Preisdruck führen könnten.


Szenarien, Marktverteilung und politische Reaktionen

Die Entwicklung der Modulpreise bleibt das zentrale Spannungsfeld im Solarmarkt Europa (Stand: 12. August 2025). Drei quantifizierte Szenarien zeigen, wie sich Photovoltaik, China-Export und politische Eingriffe künftig auswirken können.

Drei Szenarien für die kommenden Jahre

  • A: Anhaltender Preisdruck: China hält die FOB-Modulpreise bei ca. 0,076 €/Wp (TOPCon, Q3/2025). Der Marktanteil chinesischer Module könnte in der EU auf 25 % steigen. Trigger sind extrem hohe Lagerbestände (>14 Wochen), Auslastung über 90 % und günstige Siliziumpreise. Eintrittswahrscheinlichkeit: 55 % (OPIS).
  • B: Konsolidierung in Europa: Sinkende Modulpreise (FOB <0,07 €/Wp) und schwache Margen treiben europäische Hersteller zu Fusionen oder Bankrotten. Marktanteil chinesischer Module bleibt bei 10–15 %. Schließungsrate europäischer Fabriken bis 2027: +30 %. Eintrittswahrscheinlichkeit: 25 % (Maysun Solar).
  • C: Marktstabilisierung durch politische Eingriffe: Bei Unterschreiten von 0,07 €/Wp oder China-Marktanteil >30 % greifen EU-Kommission und Mitgliedsstaaten ein. Instrumente sind Antidumpingzölle (aktuell 47,7 %), Mindestimportpreise und Subventionsprogramme. Eintrittswahrscheinlichkeit: 20 % (CURIA).

Verteilungseffekte & politische Konflikte

Für europäische Modulhersteller sinken Umsatz und EBITDA-Margen bei FOB-Preisen <0,08 €/Wp um bis zu 60 %, Beschäftigungsrisiko bei kleinen Produzenten besonders hoch. Beispiel: Eine Fabrik mit 1 GW Kapazität verliert bei 0,07 €/Wp ggü. 2023 fast die komplette Wertschöpfung (InfoLink). Projektentwickler und Endkunden profitieren kurzfristig: Sinkt der Modulpreis von 0,10 auf 0,07 €/Wp, fällt der LCOE im Utility-Segment von 32 €/MWh (2023) auf 27 €/MWh (2025), Projektrenditen steigen deutlich (Lazard). Banken/Investoren sehen Bewertungsrisiken bei Herstellern und Covenant-Breaks bei weiterem Preisverfall. Schwellenwerte für Eingriffe: 0,07 €/Wp, China-Anteil >30 % oder mehr als 2 Insolvenzen pro Quartal.

Im nächsten Kapitel beleuchten wir die sozialen wie ökologischen Folgen, Lücken der Debatte und die Schlüsseldaten für künftiges Monitoring.


Soziale, ökologische Folgen, fehlende Perspektiven und Monitoring-Indikatoren

Der Preisverfall bei Modulpreisen verschiebt die Kräfte im Solarmarkt Europa massiv – und zeigt, wie eng ökonomische, soziale und ökologische Folgen verwoben sind (Stand: August 2025). Die günstigen FOB-Preise für chinesische Photovoltaik-Module (TOPCon, Q2/Q3 2025: 0,07–0,08 €/Wp) beschleunigen die Installation neuer PV-Kapazitäten, bewirken aber zugleich Arbeitsplatzverlagerungen von europäischen Fabriken nach Asien und verschärfen die globale Wettbewerbslage OPIS Solar Weekly – 1 Jul 2025.

Soziale und ökologische Folgen

  • Arbeitsplätze: In Europa sind 826 000 Beschäftigte im PV-Sektor tätig – 27 % mehr als 2022. Jedoch sinkt die Fertigungstiefe in der EU, während in China der Produktionsausbau weiter Beschäftigung verschiebt ILO 2024. Prognose: +1 Mio. Jobs europaweit bis 2028, aber mit Fokus auf Installation, nicht Produktion SolarPower Europe 2024.
  • Rohstoffnachfrage & Recycling: Mit steigenden Installationen wächst der Bedarf an Silizium, Aluminium und Glas. 2023 fielen in der EU rund 13 950 t PV-Abfall an, davon wurden über 80 % recycelt. Die Recyclingquote für Glas und Aluminium liegt laut WEEE-Statistik bei über 85 % Eurostat 2023.
  • CO₂-Bilanz: Moderne PV-Module aus China sparen weltweit pro Jahr etwa 220 MtCO₂ ein, verursachen aber in der Herstellung rund 110 MtCO₂. Die Energie-Payback-Zeit liegt unter 1,1 Jahren Fraunhofer ISE 2025; Carbon Brief 2025.

Fehlende Stimmen & Datenlücken

  • Arbeiter:innen in chinesischen Zulieferbetrieben (empfohlen: Interviews via ILO oder lokale NGOs).
  • Kleine EU-Installationsbetriebe und Recycling-Startups (Quellen: Landesinnungsverbände, SolarPower Europe Job Reports, PVEL Warranty-Claims).
  • Kunden in kleineren EU-Staaten und aufstrebende Märkte in Afrika (Daten: UN Comtrade, regionale Energieagenturen).

Empfehlung: Systematische Interviews mit Gewerkschaften, Handelskammern, NGOs und Betroffenen sowie Analyse von PVEL-Ausfall- und Garantie-Statistiken.

Monitoring-Indikatoren für die nächsten fünf Jahre

  • EU-Modulproduktionskapazität (GW): jährliche Erhebung (Fraunhofer, Eurostat).
  • Anteil chinesischer Module an EU-Import (%): monatliche Auswertung (UN Comtrade, pvXchange).
  • Modulpreis-Index (FOB €/Wp): wöchentlich/monatlich (OPIS, pvXchange).
  • Anzahl Insolvenzen/Restrukturierungen EU: halbjährlich (Firmenregister, SolarPower Europe).
  • Feldausfallraten (ppm/Jahr): jährliche PVEL/Projektentwickler-Reports.
  • Lagerreichweite EU-Händler (Wochen): vierteljährlich (pvXchange, Händlerumfragen).

Schwellen: China-Anteil >30 %, Modulpreis 30 % erfordern politische Neubewertung. Monitoring-Framework: OPIS, BNEF, Fraunhofer ISE, Eurostat, ILO, UN Comtrade, PVEL als Prioritätsquellen.


Fazit

Zusammenfassung und Ausblick: Der Q1–Q2‑Preisrutsch um −28 % bei chinesischen Exportmodulen zwingt Europa zu einer doppelten strategischen Antwort: kurzfristig die Chancen für Projektkosten und CO2‑Minderung nutzen, mittelfristig die industrielle Robustheit sichern. Entscheidend ist transparentes Monitoring (FOB‑Index, Importanteile, Felddaten) und klare politische Kriterien, wann Schutzmaßnahmen sinnvoll sind. Empfohlen wird ein Mix aus gezielter Überbrückungsförderung, Qualitätsprüfungen und internationaler Zusammenarbeit zu Standards, damit niedrige Preise nicht in schlechter Qualität oder Vertrauensverlust münden.


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Quellen

PV InfoLink Spot-Price Q2-2025
China H1 Module Exports Surge, H2 Growth Expected to Slow
Solar Panel Manufacturing Trend Report 2025
IEA – Solar PV Global Supply Chains – Executive Summary
OPIS – Solar Weekly Report (1 Jul 2025)
PVEL – PV Module Reliability Scorecard 2024
DNV – Solar panel test laboratory
TÜV Rheinland – Photovoltaic Modules
OPIS – China’s 2025 Solar Forecast
Lazard – 2025 Levelized Cost of Energy+ Report
CURIA – EU Court judgment on anti-dumping (2024)
InfoLink – China PV module exports rebound May 2025
Maysun Solar – China PV industry restructuring
OPIS Solar Weekly – 1 Jul 2025
Renewable energy and jobs: Annual review 2024
Waste electrical and electronic equipment (WEEE)
Photovoltaics Report 2025
Analysis: China’s clean-energy exports in 2024 alone will cut overseas CO₂ by 1 %
EU Solar Jobs Report 2024

Hinweis: Für diesen Beitrag wurden KI-gestützte Recherche- und Editortools sowie aktuelle Webquellen genutzt. Alle Angaben nach bestem Wissen, Stand: 8/12/2025

Artisan Baumeister

Mentor, Creator und Blogger aus Leidenschaft.

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