1300 km Reichweite: Kommt Cherys Festkörperakku an Teslas Vorsprung ran?

Zuletzt aktualisiert: 23. Oktober 2025

Kurzfassung

Cherys Ankündigung einer All‑Solid‑State‑Batterie mit beworbener Reichweite von bis zu 1.300 km sorgt für Aufsehen. Der Begriff Festkörperakku 2025 fällt in vielen Berichten — doch die Angaben stammen bisher vorwiegend aus Medienberichten von Konferenzvorträgen, nicht aus einem ausführlichen technischen Whitepaper. Dieser Artikel ordnet Zahlen, liefert Einordnung und zeigt, was wirklich nachgewiesen sein muss, bevor man Teslas Führungsanspruch infrage stellt.


Einleitung

China überrascht wieder die Branche: Chery hat auf einer Innovationsveranstaltung eine Festkörper-Batterielösung mit einer genannten Energiedichte präsentiert, die in Berichten mit einer Reichweite von bis zu 1.300 km verknüpft wird. Für Leser bedeutet das erst einmal: großes Potenzial, aber auch viele Fragezeichen. Während viele Medien die Zahl aufgreifen, fehlen bislang detaillierte technische Unterlagen. Im Vergleich dazu war Teslas Meldungsbild am 22.10.2025 eher von kleineren, inkrementellen Themen geprägt — die harte Technikprüfung steht also noch aus.


Cherys Ansage: Zahlen, Kontext und offene Fragen

In mehreren englisch‑ und chinesischsprachigen Berichten heißt es, Chery habe auf der Chery Global Innovation Conference eine All‑Solid‑State‑Batterie (Festkörperakku) vorgestellt, die in Prüfmodellen rund 600 Wh/kg erreichen und in bestimmten Fahrzeugkonfigurationen bis zu 1.300 km Reichweite ermöglichen soll. Solche Aussagen wurden von Portalen wie CarNewsChina, Electrive und InsideEVs aufgegriffen; auch Börsen‑ und Finanzseiten in China meldeten Reaktionen auf die Ankündigung. Doch: Eine ausführliche technische Veröffentlichung oder ein nachvollziehbares Whitepaper war zum Recherchezeitpunkt nicht auf der offiziellen Chery‑Website auffindbar.

Warum das wichtig ist: Energiedichteangaben allein sagen wenig, wenn nicht klar ist, wie viele kWh das Batteriemodul hat, welcher Prüfzyklus (WLTP, CLTC oder NEDC) zugrunde gelegt wurde und welche Verbrauchsannahmen das Fahrzeugmodell hat. Eine Reichweitenangabe von 1.300 km kann sich schnell als theoretischer Maximalwert herausstellen — realer Alltagsbetrieb mit Klima, Geschwindigkeit und Beladung reduziert Werte meist deutlich.

“Die Berichterstattung nennt beeindruckende Kennzahlen, aber Primärdaten und unabhängige Testprotokolle fehlen öffentlich.”

Außerdem tauchen in der Berichterstattung Namen von Zulieferern auf, etwa Hersteller, die an Feststoffkonzepten arbeiten. Das ist ein Indiz dafür, dass in China mehrere Akteure parallel an diesen Zellen tüfteln. Trotzdem bleibt offen: Ist das eine Demonstrationszelle, ein Prototyp oder ein serienreifes Modul? Aktuelle Berichte sprechen eher von Präsentationen und Pilotzielen, nicht von einer flächendeckenden Serienproduktion.

Kurz: Die Zahlen sind spannend, aber die Evidenzlage ist bislang sekundär — mehr Primärdaten wären nötig, um die Ansprüche einzuordnen und etwaige Hypes von realer Technik zu trennen.

Was ein Festkörperakku für Reichweite und Alltag bedeutet

Kurz erklärt: Ein Festkörperakku ersetzt die flüssigen Elektrolyte herkömmlicher Lithium‑Ionen‑Zellen durch feste Materialien. In der Theorie bringt das zwei große Vorteile: höhere Energiedichte und ein besseres Sicherheitsprofil. Wenn Chery tatsächlich Zellen mit deutlich höheren Wh/kg‑Werten zeigt, würde das konkret mehr Reichweite pro Batteriepaket bedeuten — also kleinere Pakete für gleiche Kilometerzahlen oder deutlich längere Fahrten ohne Laden.

Allerdings sind in der Praxis mehrere technische Hürden zu nehmen. Die Energiedichte alleine ist nur ein Teil der Gleichung. Entscheidend sind auch Zyklenfestigkeit (wie viele Ladezyklen die Zelle zuverlässig aushält), Temperaturverhalten, Ladegeschwindigkeit und das Verhalten nach mechanischer Belastung. Modelle mit hoher Gravimetrischer Energiedichte brauchen zudem robuste Pack‑Architekturen, um Sicherheitsstandards einzuhalten.

Ein weiterer Punkt: Reichweitenschätzungen hängen stark vom Testzyklus ab. In China und für viele Hersteller ist der CLTC‑Zyklus gängiger — er liefert oft höhere Reichweiten als der in Europa genutzte WLTP‑Standard. Ein Wert von 1.300 km, der nach CLTC berechnet wurde, kann unter WLTP oder realem Autobahnbetrieb deutlich geringer ausfallen. Deshalb sollten Medienangaben immer mit der Frage nach dem Prüfverfahren beantwortet werden.

Für den Alltag heißt das: Selbst wenn Festkörperzellen das halten, was sie versprechen, sind Fahrzeugintegration, thermisches Management und Ladeinfrastruktur die Stellschrauben, die letztlich über den Komfortgewinn für den Fahrer entscheiden. Ein Akku, der viel Reichweite liefert, aber Stunden zum Laden braucht oder nach wenigen Hundert Zyklen spürbar an Kapazität verliert, ist für die breite Masse kein Fortschritt.

In der Berichterstattung um Chery wird der Begriff Festkörperakku 2025 oft als Synonym für einen großen Sprung benutzt. Genau hier ist Vorsicht geboten: Potenzial ja, Serienreife erst zu belegen.

Produktionsrealität: Lieferketten, Sicherheit und Skalierung

Die technische Ankündigung ist nur die halbe Miete; die andere Hälfte ist die Fertigung. Feststoffzellen erfordern neue Prozesse, andere Rohstoffe und angepasste Produktionslinien. In Berichten zur Chery‑Ankündigung werden zwar mögliche Pilotlinien und Partnerschaften erwähnt, konkrete Fabrikstandorte, Produktionskapazitäten oder Serienstarts fehlen jedoch oft. Branchenbeobachter sehen Pilotphasen für 2026–2027 als realistisches Ziel, nicht sofortige Massenproduktion.

Ein Massenmarkt‑Breakthrough hängt an vielen Faktoren: Skalierbare Zellproduktion, stabile Yield‑Raten, Zuliefernetzwerke für Materialien und Prüfverfahren für Sicherheit. Gerade letzteres darf man nicht unterschätzen: Festkörpermaterialien müssen sich unter Crash‑ und Thermostress bewähren. Regulierer und Prüfstellen in Europa haben eigene Anforderungen; Zulassungen dauern und brauchen transparente Testdaten.

Gleichzeitig ist die Versorgungskette ein Thema. Einige chinesische Zulieferer treiben Feststoffkonzepte voran, was erklärt, warum Hersteller wie Chery in der Berichterstattung als Nutznießer genannt werden. Doch selbst mit lokaler Supply Chain bleibt die Frage, ob Hersteller die Kosten ausreichend senken können, um konkurrenzfähige Preise zu bieten — und ob Recyclingwege für neue Materialklassen etabliert werden.

Sicherheitsaspekte sind zentral: Feststoffkonzepte versprechen weniger Brandgefahr, doch neue Materialien bringen neue Fehlerbilder. Unabhängige Belastungstests, Zertifizierungen und First‑Party‑Laborwerte sind daher nötig, bevor Käufer und Flottenbetreiber Vertrauen fassen. Kurzfristige Aktienreaktionen oder Marketingmeldungen sind kein Ersatz für diese Prüfungen.

Fazit dieses Kapitels: Die Technologie mag auf dem Papier vielversprechend aussehen, aber Produktions- und Zulassungsrealität bestimmen, ob eine Idee tatsächlich Mobilität mit deutlich größerer Reichweite liefern kann.

Was das für Tesla und den Wettbewerb heißt

Für Tesla ist die Lage nicht automatisch dramatisch, wohl aber ernst zu beobachten. Am 22.10.2025 ließ sich in klassischen internationalen Medien eine starke Fokussierung auf Teslas Quartalszahlen finden; konkrete, große Produktankündigungen für Model S/X in Deutschland waren an diesem Datum nicht als dominante Stories vorhanden. Das bedeutet: Während Chery Zahlen präsentierte, hatte Tesla zuletzt primär inkrementelle Optimierungen und finanzielle Themen im Rampenlicht.

Tesla verfügt über Vorteile, die sich nicht allein durch höhere Zellenergiedichte aushebeln lassen: Skaleneffekte in der Fertigung, eine ausgefeilte Softwareplattform, weltweite Service‑ und Ladenetze sowie Erfahrung mit Fahrzeug‑ und Batterieintegration. Außerdem laufen Teslas Entwicklungs‑ und Produktionszyklen sehr straff; das Unternehmen kann mit Software‑Updates oft Kundenfunktionen schneller ausrollen als Wettbewerber, die auf Hardware‑Sprünge setzen.

Dennoch: Gelingt Chery (und seinen Partnern) der Sprung zu zuverlässig produzierbaren Feststoffzellen mit hoher Energiedichte, würde das den Wettbewerb verschärfen. Zwei Szenarien sind plausibel: Entweder Cherys Technologie ist in einigen Nischenprodukten früher verfügbar und setzt Tesla unter Druck, seine Zell‑Roadmap zu beschleunigen — oder die Ankündigung entpuppt sich nach Stresstests als optimistische Projektion, die erst Jahre später marktreif ist.

Für Verbraucher und Flottenbetreiber heißt das: Beobachten, nicht blind handeln. Wer heute große Investments plant, sollte sich nach Primärdaten und unabhängigen Tests richten, nicht nach Headlines. Für Tesla selbst bleibt die Chance, auf mehreren Ebenen zu antworten — durch Zellforschung, Preispolitik, Softwarevorteile und Ausbau der Ladeinfrastruktur.

Kurz: Cherys Ansage erhöht den Druck auf die Branche, aber ob sie den bisher zugeschriebenen Technologievorsprung schon jetzt abschafft, ist offen und hängt an Daten, Produktion und Prüfungen.


Fazit

Cherys Berichte über eine Festkörperbatterie mit bis zu 1.300 km Reichweite sind ein bemerkenswerter Hinweis auf schnelle Fortschritte in China, aber bislang vorwiegend medienbasiert. Ohne detaillierte Primärdaten, Prüfprotokolle und unabhängige Testreihen bleibt die Aussage mit Unsicherheiten behaftet. Für die Praxis zählen Produktionsreife, Sicherheitstests und reale Verbrauchsmessungen — erst dann lässt sich beurteilen, ob der Wettbewerb zu Tesla langfristig stärker wird.


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Artisan Baumeister

Mentor, Creator und Blogger aus Leidenschaft.

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