Die neue H‑1B‑Regel erklärt: Was sich für Europa ändert

Die neue H‑1B‑Regel: beneficiary‑zentrierte Auswahl, Passpflicht bei Registrierung und strengere Integritätschecks – was europäische Talente und Arbeitgeber jetzt beachten müssen.
Kurzfassung
Die neue H‑1B‑Regel stellt die Lotterie auf eine beneficiary‑zentrierte Auswahl um und verlangt Pass‑ oder Reisedokumente in der Registrierung. Für Europa heißt das: fairere Chancen für einzelne Kandidat:innen, aber mehr Sorgfalt in Unterlagen und Timing. Wir zeigen, was sich 2024/2025 geändert hat, wie die Abläufe funktionieren und welche Schritte europäische Bewerber:innen und Unternehmen jetzt priorisieren sollten.
Einleitung
Für das Haushaltsjahr FY2024 wurden 780.884 H‑1B‑Registrierungen gezählt (älter als 24 Monate, Stand: 2023)
(Quelle)
. Die USA reagieren seitdem mit einer grundlegenden Reform: Die Lotterie priorisiert jetzt eindeutige Personen statt Masse an Einreichungen. Die neue H‑1B‑Regel zielt auf Fairness, weniger Missbrauch und klarere Spielregeln – und verändert damit die Strategie vieler europäischer Tech‑Teams.
Wie die neue Auswahl funktioniert
Die Reform dreht den Zufallsmechanismus. Statt jeder einzelnen Registrierung zählt nun die Person dahinter. Die Auswahl erfolgt beneficiary‑zentriert: Ein:e Bewerber:in geht einmal in die Lotterie – egal wie viele Unternehmen Interesse bekunden. Das Department of Homeland Security hat diese Logik im Federal Register festgeschrieben mit Veröffentlichung am 2. Februar 2024
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“Ein:e ausgewählte:r Begünstigte:r aktiviert das Petitionsrecht für alle Arbeitgeber, die rechtmäßig registriert haben – Mehrfachchancen ohne Mehrfach-Los.”
Dazu kommt Identitäts‑Hygiene. Registrierungen müssen gültige Pass‑ oder Reiseausweisdaten enthalten; jede Person darf nur unter einem Dokument registriert werden. Der Behörde gibt das bessere Mittel gegen Doppel‑Identitäten und manipulierte Einreichungen (Regeltext, Stand: 2024)
(Quelle)
. Verstöße können zur Ablehnung oder zum Widerruf führen – auch nachträglich.
Ein Blick zurück erklärt die Richtung. FY2024 brachte 110.791 ausgewählte Registrierungen zur Erfüllung der Quote (älter als 24 Monate)
(Quelle)
. Die Diskrepanz zwischen Auswahl und Rohzahl wurde durch massige Mehrfachregistrierungen getrieben, die USCIS untersuchte (Stand: 2023)
(Quelle)
. Die neue Architektur setzt genau dort an.
Tabellen ordnen den Wandel schnell ein:
Aspekt | Vor der Reform | Seit der Reform |
---|---|---|
Lotterie‑Einheit | Registrierung | Einzigartige Person |
Identitätsnachweis | Uneinheitlich | Pass/Reisedokument Pflicht (Stand: 2024) (Quelle) |
Petitionsrecht | Nur ausgewählter Registrant | Alle legitimen Registranten einer Person |
Was Europa konkret spürt
Für Bewerber:innen aus Europa rückt die individuelle Chance näher an die Realität heran. Wer früher nur ein einziges Angebot hatte, war chancenmäßig im Nachteil. Jetzt zählt die einzelne Person – nicht die Anzahl der Einreichungen. Das nivelliert Strategien, bei denen viele Firmen denselben Namen in den Topf warfen, um die Wahrscheinlichkeit zu pushen.
Für Arbeitgeber in der EU und im Vereinigten Königreich ändert sich vor allem der Vorlauf. Interne Prozesse müssen die Passpflicht bei der Registrierung abbilden und Duplikate verhindern. USCIS beschreibt die neuen Online‑Organisationskonten und Workflows in seinen Unterlagen für die FY2025‑Saison (Stand: 2024, Outreach‑Hinweise)
(Quelle)
. Wer sauber abstimmt, vermeidet Konflikte, wenn mehrere Unternehmen dieselbe Person registriert haben.
Wichtig für die Roadmap: USCIS hat parallel verfahrensseitige Anpassungen und ein überarbeitetes I‑129‑Formular angekündigt mit Wirksamkeit ab 17. Januar 2025
(Quelle)
. Das betrifft zwar primär die Einreichung nach der Lotterie, setzt aber klare Leitplanken für Inhalte und Nachweise. Teams sollten daher Checklisten aktualisieren, Zuständigkeiten definieren und Verfahrenszeiten realistisch planen.
Das Umfeld bleibt kompetitiv. USCIS meldete für FY2024 die Erreichung der H‑1B‑Obergrenze
(Quelle)
. Auch mit fairerer Lotterie wird die Nachfrage die Plätze voraussichtlich übersteigen. Der Unterschied: Die Chancen verteilen sich gleichmäßiger über Menschen statt über Strategien. Für europäische Talente heißt das: starke Profile kuratieren, Dokumente früh sichern, Arbeitgeber auf den neuen Pfad briefen.
Dokumente, Fristen, Fallstricke
Der kritische Pfad beginnt vor der Registrierung. Ohne gültigen Reisepass oder anerkanntes Reisedokument keine gültige Registrierung. Das ist nicht bürokratisch, sondern funktional: Die Daten verknüpfen Einträge eindeutig mit Personen und bremsen Doubletten (Regeltext, Stand: 2024)
(Quelle)
. Wer den Pass wechseln muss, dokumentiert Gründe und Zeitpunkte – Änderungen ohne plausible Erklärung riskieren Ablehnungen.
Nach der Auswahl gilt Synchronität. Bei mehrfachen Angeboten entscheiden Kandidat:innen und Arbeitgeber, wer die Petition einreicht. Die Behörde adjudiziert jede ordnungsgemäß eingereichte Petition, doch der oder die Begünstigte zählt nur einmal gegen die Jahresquote – das verhindert künstliche Engpässe und Überbuchungen (Regelmechanik, Stand: 2024)
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Praxis‑Kniffe für EU‑Teams: Integriert einen zentralen Datenraum für Pass‑Scans, klärt Namensschreibweisen früh und nutzt dedizierte Verantwortliche für die USCIS‑Organisationskonten. Die Outreach‑Unterlage für FY2025 skizziert Funktionen wie Duplicate‑Checks und Batch‑Uploads – hilfreich für große Arbeitgeberpools (Stand: 2024)
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Zur Erwartungssteuerung gehört Transparenz. Die Diskrepanz zwischen Registrierungen und Auswahl bleibt hoch. FY2024 listete 780.884 Registrierungen, aber nur 110.791 Selections (älter als 24 Monate)
(Quelle)
. Solche Verhältnisse prägen Kommunikationspläne Richtung Kandidat:innen – fair, ehrlich und ohne falsche Versprechen.
Strategie-Update für Talente und Unternehmen
Strategie ersetzt Hoffnung. Für Kandidat:innen: Profil schärfen, Skills belegen, Arbeitgeber früh binden. Für Unternehmen: Rollenklarheit, rechtssichere Registrierungen und schnelle Entscheidungswege. Das Set‑up reduziert Reibung, wenn die Auswahlbenachrichtigung eintrifft und mehrere Petitionsrechte parallel bestehen.
Ein Fahrplan in drei Schritten: Erstens, Identität prüfen und dokumentieren (Pass/Reisedokument, Namensvarianten, Gültigkeit). Zweitens, Registrierungs‑Workflow mit Organisationskonten aufsetzen; USCIS beschreibt die Prozessschritte und technischen Limits in seinen Materialien (Stand: 2024)
(Quelle)
. Drittens, nach Auswahl schnell zur Petition: Das revidierte I‑129 gilt ab 17. Januar 2025
(Quelle)
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Das Erwartungsmanagement bleibt ehrgeizig, aber realistisch. USCIS bestätigte die Erreichung der Cap für FY2024
(Quelle)
. Die beneficiary‑Zentrierung verteilt Chancen breiter, doch sie vergrößert nicht automatisch das Kontingent. Für europäische Teams ist der Hebel die Qualität der Cases – nicht die Anzahl der Einreichungen.
Unterm Strich: Die neue H‑1B‑Regel belohnt Klarheit und Koordination. Wer Fokus zeigt, macht aus einer Lotterie eine kontrollierbare Pipeline – mit weniger Zufall, mehr Struktur und besseren Karten für starke Profile aus Europa.
Fazit
Die beneficiary‑zentrierte Lotterie und die Passpflicht machen das H‑1B‑Verfahren fairer und robuster. Für Europa bedeutet das: bessere Chancen pro Person, mehr Verantwortung in der Vorbereitung. Wer Identität, Prozesse und Kommunikation sauber plant, bleibt konkurrenzfähig – trotz begrenzter Plätze und hoher Nachfrage.
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