Thyssenkrupp im Umbruch: Halbjahreszahlen, Stahlsparte in der Krise und die Zukunft des deutschen Industrie-Giganten

Thyssenkrupp legt gemischte Halbjahreszahlen vor und kündigt einen radikalen Umbau der Stahlsparte an – was bedeutet das für den Industriestandort Deutschland?

Kurzzusammenfassung

Thyssenkrupp hat im ersten Halbjahr 2024/2025 eine durchwachsene Bilanz vorgelegt. Während einzelne Sparten wie Marine Systems mit Großaufträgen glänzen, kämpft die traditionsreiche Stahlsparte mit Verlusten und steht vor einem historischen Umbau. Das Management setzt auf Restrukturierung, Partnerschaften und grüne Transformation, doch der Weg ist steinig und mit sozialen Risiken verbunden.

Aktuelle Halbjahreszahlen: Licht und Schatten

Im ersten Halbjahr des Geschäftsjahres 2024/2025 verzeichnete Thyssenkrupp einen Auftragseingang von 12,5 Mrd. €, was vor allem auf Großaufträge im Marine-Segment zurückzuführen ist. Der Umsatz sank jedoch auf 7,8 Mrd. € (Vorjahresquartal: 8,2 Mrd. €), bedingt durch rückläufige Preise und eine schwächere Nachfrage in wichtigen Märkten. Das bereinigte EBIT verbesserte sich auf 191 Mio. €, gestützt durch das konzernweite Performance-Programm APEX 2.0. Besonders positiv: Der Free Cashflow vor M&A lag mit -21 Mio. € deutlich besser als im Vorjahr (-531 Mio. €). Die Prognose für das Gesamtjahr wurde auf bis zu 300 Mio. € Free Cashflow vor M&A angehoben.
Quelle: thyssenkrupp.com

Stahlsparte in der Krise: Ursachen, Maßnahmen und soziale Folgen

Hintergrund der Krise

Die Stahlsparte (Steel Europe) von Thyssenkrupp steht unter massivem Druck. Der globale Stahlmarkt leidet unter Überkapazitäten, Billigimporten und einer schwachen Nachfrage, insbesondere aus der Automobil- und Bauindustrie. Die Folge: sinkende Preise und eine anhaltende Margenerosion. Im November 2024 kündigte Thyssenkrupp ein radikales Zukunftskonzept an, das eine Reduzierung der Produktionskapazität von 11,5 auf 8,7 bis 9 Mio. Tonnen vorsieht. Dies soll durch den Verkauf oder die Schließung der Hüttenwerke Krupp Mannesmann (HKM) und die Stilllegung des Standorts Kreuztal-Eichen mit 500 Beschäftigten erreicht werden.

Soziale Folgen und Widerstand

Bis 2030 sollen rund 11.000 Stellen abgebaut werden – 5.000 durch Streichungen, weitere 6.000 durch Ausgliederungen oder Verkäufe. Besonders betroffen sind Standorte in Nordrhein-Westfalen. Gewerkschaften und Betriebsräte laufen Sturm gegen die Pläne und fordern einen “sozialverträglichen Strukturwandel”. Die Verhandlungen mit Arbeitnehmervertretern befinden sich aktuell in einer sensiblen Phase.
Quelle: tagesschau.de

Milliarden-Abschreibung und Restrukturierungsdruck

Im Mai 2025 musste Thyssenkrupp eine Abschreibung von 1 Mrd. € auf die Stahlsparte vornehmen. Die Krise ist damit auch bilanziell sichtbar und erhöht den Druck auf das Management, die Restrukturierung zügig und konsequent umzusetzen.
Quelle: Financial Times

Strategiewechsel: Restrukturierung, Partnerschaften und grüne Transformation

Verselbstständigung und Joint Venture

Thyssenkrupp plant, die Stahlsparte in ein eigenständiges Unternehmen zu überführen und ein 50:50-Joint-Venture mit der tschechischen EPCG des Milliardärs Daniel Křetínský zu gründen. Křetínský hält bereits 20 % an Steel Europe. Ziel ist es, Risiken zu teilen, Synergien zu heben und die Finanzierung der grünen Transformation abzusichern. Die Verhandlungen mit Arbeitnehmervertretern laufen, ein Abschluss wird für die zweite Jahreshälfte 2025 erwartet.
Quelle: ZEIT ONLINE

Grüne Transformation und staatliche Unterstützung

Ein Hoffnungsschimmer ist die grüne Transformation der Stahlerzeugung. Thyssenkrupp investiert massiv in wasserstoffbasierte Verfahren und wird dabei von der Bundesregierung mit rund 2 Mrd. € gefördert. Ziel ist es, den CO₂-Ausstoß drastisch zu senken und die Wettbewerbsfähigkeit im internationalen Vergleich zu sichern.
Quelle: thyssenkrupp.com

Börsenreaktion und Analystenstimmen

Die Börse reagierte volatil auf die Nachrichten aus Essen. Nach der Ankündigung des Stellenabbaus stieg die Aktie um 8,5 % auf 3,69 €, sackte aber im Februar 2025 nach dem Ausstieg eines Großinvestors wieder auf 8,02 € ab. Analysten bleiben skeptisch: Barclays senkte das Kursziel auf 4,00 € und sieht angesichts der Restrukturierung weiterhin hohe Risiken. Dennoch gibt es Hoffnungsschimmer: Ein positives Gutachten zur Finanzierung der grünen Transformation sorgte zuletzt für kurzfristige Kursgewinne.
Quellen: Financial Times, Börse Express, finanzen.at

Fazit und Ausblick

Thyssenkrupp steht vor einem historischen Wandel. Die Halbjahreszahlen zeigen Licht und Schatten, die Stahlsparte bleibt das Sorgenkind. Der Erfolg der Restrukturierung und der grünen Transformation wird entscheidend für die Zukunft des Konzerns und des Industriestandorts Deutschland sein. Die kommenden Monate werden zeigen, ob der Umbau gelingt – oder ob ein weiteres Kapitel deutscher Industriegeschichte zu Ende geht.

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Quellen

Hinweis: Dieser Artikel wurde teilweise mit Unterstützung von KI erstellt und redaktionell geprüft.

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