Solarstrom senkt Preise: 15 Prozent Ersparnis durch Erneuerbare – Studie enthüllt Potenziale
Kurzfassung
Neue Analysen zeigen: Solarstrom kann die Großhandelspreise messbar drücken — in einer aktuellen Bilanz wird ein Rückgang von rund 15 % für 2024 genannt. Wer wissen will, wie und für wen dieser Effekt wirkt, und welche Grenzen, Kosten und Politikfolgen sich daraus ergeben, findet hier eine kompakte, nüchterne Perspektive auf das Potenzial von Solarstrom Strompreise senken.
Einleitung
Strompreise sind selten nur technische Zahlen — sie sind das, was wir jeden Monat bezahlen, was Unternehmen kalkulieren und was Politik gestaltet. In der Debatte um sinkende Preise spielt Solarstrom eine zentrale Rolle: Studien aus diesem Jahr schreiben ihm eine dämpfende Wirkung auf den Börsenpreis zu. Dieser Beitrag erklärt schlicht und empathisch, wie Solarstrom den Markt beeinflusst, welche 15 % bedeuten und warum das für Verbraucher am Ende nicht eins zu eins sichtbar werden muss.
Wie Solarstrom den Börsenpreis dämpft
Das Grundprinzip ist einfach: Photovoltaik liefert Strom mit nahezu null Grenzkosten — wenn viel Sonne scheint, steigt das Angebot, teure Erzeugung wird verdrängt, und der Preis an der Börse fällt. Ökonomen nennen das den Merit‑Order‑Effekt. Aktuelle Analysen (u. a. Branchenbilanzierungen für 2024) schätzen, dass Photovoltaik den durchschnittlichen Börsenstrompreis im Jahr 2024 um etwa 15 % gesenkt hat; daraus resultierten nach Branchenangaben Einsparungen im hohen einstelligen Milliardenbereich für das Jahr 2024.
“Mehr Sonne, weniger Spitzenpreise: Die Merit‑Order verschiebt sich sichtbar, aber die Verteilung der Ersparnis bleibt politisch geprägt.”
Wichtig ist die Unterscheidung: Die Studien beziehen sich in erster Linie auf den Börsen‑ oder Großhandelspreis. Haushalts‑ und Endkundentarife bestehen zusätzlich aus Netzentgelten, Steuern und Umlagen — diese Elemente mildern die direkte Wirkung auf die Rechnungen der Nutzer. Wenn also eine Studie von 15 % spricht, meint sie das Marktmittel, nicht zwingend die Rechnung, die am Monatsende ins Haus flattert.
Eine kompakte Übersicht macht die Größenordnungen greifbar:
| Merkmal | Kurzbeschreibung | Beispielwert |
|---|---|---|
| Studienjahr | Empirische Bilanz für 2024 | 15 % Börsenpreis‑Rückgang |
| Monetärer Effekt | Geschätzte Ersparnis für Marktteilnehmer | ≈6,1 Mrd. € (2024, Branchenangabe) |
| Mechanismus | Merit‑Order: PV verdrängt teure Erzeugung | N/A |
Diese Effekte sind real, aber nicht ohne Randbedingungen: Gas‑ und CO2‑Preise, die zeitliche Verteilung der Last sowie Speicher und Flexibilität bestimmen, wie stark die Marktpreise tatsächlich sinken. Später gehe ich auf diese Unsicherheiten ein — zunächst schauen wir, wer von den Einsparungen profitiert.
Wer profitiert — und wer nicht?
Wenn der Börsenpreis fällt, entsteht nicht automatisch die gleiche Ersparnis auf jeder Stromrechnung. Die Aufschlüsselung ist wichtig: Energiehändler, große Industriekunden mit marktgebundenen Lieferverträgen und einige Stromlieferverträge mit kurzlaufenden Preisen profitieren vergleichsweise schnell. Haushalte mit standardisierten, regulierten oder langfristigen Verträgen hingegen spüren die Dämpfung langsamer, weil Steuern, Umlagen und Netzentgelte einen Großteil des Endpreises ausmachen.
Eine Modellanalyse für 2030 (Agora/Aurora) vergleicht zwei Nachfragepfade und kommt zu dem Ergebnis: Durch planmäßigen Ausbau von Wind und Sonne könnten Börsenpreise um etwa −20 bis −23 % gegenüber einem gedrosselten Ausbau sinken. Monetär übersetzt würde das zu einer jährlichen Entlastung der Endverbraucher in zweistelliger Milliardenhöhe führen, während zusätzliche Förderkosten (z. B. EEG‑Ausgaben) in mittleren einstelligen Milliardenbeträgen prognostiziert werden. Kurz gesagt: Statistische Nettoeffekte sprechen für einen volkswirtschaftlichen Vorteil, aber die Verteilung der Lasten und Nutzen bleibt politisch.
Für Privathaushalte heißt das konkret: Ein Teil der Börsenentlastung kann über Zeit in niedrigere Beschaffungskosten weitergegeben werden, aber Steuern und Umlagen limitieren die sichtbare Wirkung. Für energieintensive Unternehmen und Handelsmargen ist der Effekt direkter spürbar — dort können niedrigere Spotpreise die Produktionskosten merklich reduzieren.
Zusätzlich gilt: Regional starke Solar‑ und Windgebiete können lokale Netze und Engpässe erzeugen. Ohne passenden Netzausbau oder Flexibilität bleiben Preissenkungen in der Aggregation sichtbar, lokal aber weniger wirksam. Die politische Aufgabe lautet daher, die Ersparnis sozial gerecht zu verteilen, ohne die Marktmechanismen zu beschädigen.
Im nächsten Kapitel folgt eine nüchterne Betrachtung der Unsicherheiten, die solche Einsparungszahlen begrenzen oder verschieben können.
Unsicherheiten und Grenzen der Einsparung
Zahlen wie 15 % oder 20–23 % beschreiben Szenarien und Beobachtungen, keine Naturgesetze. Methodisch hängen solche Werte an mehreren kritischen Annahmen: Verlauf von Gas‑ und CO2‑Preisen, Annahmen zu Nachfragewachstum (etwa durch Elektromobilität oder Wärmepumpen), Ausbaumenge von PV und Wind, sowie der Ausbau von Speichern und Netzen. Kleine Änderungen in diesen Parametern verschieben die prognostizierten Effekte deutlich.
Ein zweiter Punkt betrifft Marktwert und “Kannibalismus”: Wenn viele Solaranlagen gleichzeitig Strom produzieren, sinkt der mittlere Marktwert dieser Energie. Das bedeutet: Mehr installierte Leistung reduziert zwar die Börsenpreise insgesamt, doch der durchschnittliche Erlös pro eingespeister MWh kann sinken — das ist eine Art Gegenwind für Investoren, wenn nicht parallel Flexibilitätsoptionen wachsen.
Drittens unterscheiden sich empirische Rückschauen von modellierten Projektionen. Die 15 % für 2024 stammen aus einer empirischen Bilanz der letzten Jahre; die 20–23 % beziehen sich auf modellierte Pfade bis 2030 unter spezifischen Ausbauannahmen. Beide sind valide, aber nicht direkt vergleichbar: unterschiedliche Basisjahre, Umfang (nur PV vs. PV+Wind+Speicher) und Methodik führen zu abweichenden Ergebnissen.
Schließlich ist die Frage der Übertragbarkeit auf Endkunden zentral: Netzentgelte, Umlagen, regulatorische Eingriffe und zeitliche Verzögerungen bei Vertragsanpassungen schwächen die unmittelbare Wirkung. Kurzfristige Marktpreise können zudem volatil bleiben — auch bei steigender Ökostrommenge gibt es Stunden mit extrem niedrigen Preisen und Stunden mit hohen Preisen, wenn Sonne und Wind ausfallen.
Eine verantwortungsbewusste Kommunikation sollte deshalb immer die Bandbreite der Unsicherheit nennen und zwischen Börsen‑ und Endkundenwirkung trennen. Modelle sind Werkzeuge, keine Prophezeiungen. Sie helfen zu verstehen, unter welchen Bedingungen Solarstrom Preise dämpft — und unter welchen nicht.
Ausblick bis 2030: Szenarien und Politikoptionen
Blicken wir nach vorn: Modellrechnungen für 2030 zeigen, dass ein planmäßiger Ausbau der Erneuerbaren den Börsenpreis deutlich drücken kann — je nach Nachfragepfad um etwa 20 bis 23 %. Das eröffnet Spielräume: Staatliche Förderung und Investitionen in Netze, Speicher und Flexibilität könnten die volkswirtschaftlichen Ersparnisse verstetigen und für Haushalte zugänglicher machen.
Politische Instrumente müssen zwei Ziele zugleich verfolgen: Ausbau beschleunigen und die anschließende Verteilung der Gewinne gestalten. Kurzfristig sind zielgerichtete Entlastungen (z. B. temporäre Abgabenminderungen) möglich; mittel‑ bis langfristig braucht es Mechanismen, die Investitionssicherheit schaffen — zum Beispiel Marktprämien, differenzierte Ausschreibungen oder neue Vertragsformen für Speicher und flexible Verbraucher.
Transparenz ist dabei ein Schlüssel: Modellannahmen, Sensitivitäten und Datengrundlagen sollten offenliegen, damit Bürger und Entscheider die Hoffnungen und Grenzen verstehen. Ebenso wichtig ist technisches Handwerk: Netzausbaupläne, Kapazitäten für Batteriespeicher und Nachfrageflexibilität bestimmen, wie stark sich Börsenentlastungen in reale Rechnungsersparnisse verwandeln.
Kurz gesagt: Studien, die auf niedrigere Börsenpreise hinweisen, liefern ein klares Argument für den Ausbau von Solarstrom. Gleichzeitig zeigen sie, dass Politik und Markt gemeinsam wirken müssen, damit die Entlastung nicht nur in der Bilanz steht, sondern bei den Menschen ankommt.
Fazit
Solarstrom übt einen nachweisbaren dämpfenden Effekt auf den Börsenstrompreis aus; für 2024 wird in Branchenbilanzen eine Größenordnung von rund 15 % genannt. Modellprojektionen bis 2030 ergänzen dieses Bild mit potenziellen Reduktionen von etwa 20–23 % bei planmäßigem EE‑Ausbau. Die Übertragung auf Endkunden ist jedoch gedämpft durch Netzkosten, Steuern und Umlagen. Politik, Netzausbau und Flexibilität sind die Hebel, damit Marktentlastungen bei den Menschen ankommen.
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