Der Einfluss von Social Media Plattformen wie X (Twitter) auf Wahlen: Manipulation oder legitimer Wahlkampf?

Grafische Weltkarte mit Social Media Symbolen (X, Facebook, Instagram) als rote und blaue Markierungen, die verschiedene Regionen abdecken. Die Karte zeigt die globalen Interaktionen von Social Media Plattformen und politischen Akteuren.
Wie Social-Media Wahlen beeinflusst.

Einleitung

In den letzten Jahren haben Social Media Plattformen wie X (Twitter), Facebook und Instagram die Art und Weise verändert, wie Menschen weltweit kommunizieren, Informationen austauschen und politische Entscheidungen treffen. Diese Plattformen, die ursprünglich dazu gedacht waren, persönliche Gedanken und Erlebnisse zu teilen, sind heute wichtige Werkzeuge für Politiker, Aktivisten und Unternehmen, um ihre Botschaften zu verbreiten. Besonders während Wahlkampagnen spielen sie eine zentrale Rolle. Die Möglichkeit, in Echtzeit mit Millionen von Nutzern in Kontakt zu treten, macht sie zu einem unschätzbaren Werkzeug für die politische Kommunikation.

Doch mit dieser neuen Macht kommen auch Herausforderungen. Kritiker argumentieren, dass Social Media Plattformen nicht nur den demokratischen Diskurs fördern, sondern auch als Werkzeuge zur Manipulation der öffentlichen Meinung genutzt werden können. Das Aufkommen von Fake News, Bots und gezielten Desinformationskampagnen hat gezeigt, wie anfällig diese Plattformen für Missbrauch sind. Politiker und politische Akteure weltweit nutzen gezielte Werbekampagnen und Microtargeting, um Wählergruppen zu beeinflussen und in manchen Fällen sogar zu manipulieren.

Dies führt zu der zentralen Frage: Ist der Einsatz von Social Media Plattformen wie X (Twitter) in Wahlkämpfen noch eine legitime Form der politischen Kommunikation, oder bewegen wir uns bereits in den Bereich der Manipulation? In diesem Artikel wollen wir die Rolle von Social Media in der modernen Gesellschaft und ihre Auswirkungen auf politische Wahlen beleuchten. Dabei wird untersucht, wie Plattformen die Meinungsbildung beeinflussen, welche Strategien im Wahlkampf eingesetzt werden und wo die Grenze zwischen Wahlkampf und Manipulation verläuft.


Kapitel 1: Der Einfluss von Social Media auf die Meinungsbildung

Social Media Plattformen haben die Art und Weise, wie Menschen Informationen konsumieren und sich eine Meinung bilden, grundlegend verändert. Während traditionelle Medien wie Zeitungen und Fernsehen eine eher einseitige Kommunikation darstellen, bieten Plattformen wie X (Twitter) die Möglichkeit, interaktiv und in Echtzeit an Diskussionen teilzunehmen. Dieser Wandel hat zur Demokratisierung des Informationsflusses beigetragen, aber auch zu neuen Herausforderungen geführt, insbesondere im Hinblick auf die Manipulation der öffentlichen Meinung.

1.1 Algorithmen und Filterblasen

Ein wesentlicher Mechanismus, der den Einfluss von Social Media auf die Meinungsbildung erklärt, sind die Algorithmen, die entscheiden, welche Inhalte Nutzern angezeigt werden. Plattformen wie X (Twitter) verwenden komplexe Algorithmen, um die Inhalte zu priorisieren, von denen sie glauben, dass sie das meiste Engagement erzeugen. Dies führt häufig dazu, dass Nutzer hauptsächlich Inhalte sehen, die ihren eigenen Überzeugungen entsprechen, was als „Filterblase“ bezeichnet wird. In einer solchen Blase werden gegensätzliche Meinungen und Informationen oft ausgeblendet, wodurch eine verzerrte Wahrnehmung der Realität entsteht.

Studien haben gezeigt, dass diese Filterblasen die politische Polarisierung verstärken können. Nutzer, die sich in einer algorithmisch erzeugten Umgebung bewegen, in der sie nur mit gleichgesinnten Inhalten konfrontiert werden, tendieren dazu, extreme Positionen zu entwickeln. Dies führt dazu, dass politische Debatten zunehmend gespalten sind und die Bereitschaft, andere Meinungen zu akzeptieren, abnimmt.

1.2 Fake News und Desinformation

Ein weiteres Problem im Zusammenhang mit der Meinungsbildung auf Social Media ist die Verbreitung von Fake News und Desinformation. Studien zeigen, dass falsche Informationen sich auf Plattformen wie X (Twitter) schneller verbreiten als wahrheitsgemäße Nachrichten. Dies liegt teilweise daran, dass sensationelle und emotional aufgeladene Inhalte mehr Aufmerksamkeit erregen und daher häufiger geteilt werden. In Wahlkämpfen wird diese Dynamik häufig ausgenutzt, um gezielt falsche Informationen zu verbreiten und die öffentliche Meinung zu manipulieren.

Ein bekanntes Beispiel ist die US-Präsidentschaftswahl 2016, bei der nachweislich russische Akteure gezielte Desinformationskampagnen auf Social Media starteten, um die Wähler zu beeinflussen. Diese Kampagnen nutzten gefälschte Accounts und Bots, um falsche Nachrichten zu verbreiten und gezielt Unsicherheit zu schüren. Die Auswirkungen solcher Kampagnen auf die Wählerentscheidung sind schwer zu messen, aber der potenzielle Schaden für die Demokratie ist erheblich.

1.3 Der Einfluss von viralem Content

Neben der gezielten Manipulation spielt auch der virale Content eine bedeutende Rolle bei der Meinungsbildung. Virale Inhalte sind oft einfach, emotional und leicht teilbar – perfekt, um sich in kurzer Zeit über Social Media zu verbreiten. Politiker und politische Kampagnen nutzen diese Dynamik gezielt, um ihre Botschaften viral gehen zu lassen. Ein Tweet, der Millionen von Menschen erreicht, kann das öffentliche Bewusstsein für ein Thema in kürzester Zeit dramatisch verändern.

Jedoch bringt die Viralität auch Herausforderungen mit sich. Während positive Botschaften viele Menschen erreichen können, sind negative, polarisierende und oft falsche Informationen genauso verbreitungsfähig. Dies kann dazu führen, dass komplexe politische Themen auf einfache Schlagwörter reduziert werden, die wenig Raum für differenzierte Diskussionen lassen. Das Ergebnis ist eine oberflächliche politische Debatte, in der Emotionen und Sensationen über Fakten und Rationalität triumphieren.


Kapitel 2: Der Einsatz von Social Media im Wahlkampf

Die Nutzung von Social Media Plattformen wie X (Twitter) hat den Wahlkampf revolutioniert. Wo früher Fernsehspots, Wahlplakate und Zeitungsanzeigen die Hauptkommunikationskanäle waren, haben soziale Netzwerke es ermöglicht, Millionen von Wählern direkt zu erreichen – oft in Echtzeit. Dieser direkte Zugang zu den Wählern birgt großes Potenzial, aber auch Gefahren, insbesondere wenn diese Kanäle gezielt zur Manipulation eingesetzt werden.

2.1 Historische Entwicklung: Social Media als Wahlkampf-Werkzeug

Der erste große Durchbruch von Social Media im Wahlkampf fand 2008 statt, als Barack Obama als einer der ersten Politiker Social Media Plattformen wie Facebook und Twitter nutzte, um junge Wähler zu mobilisieren. Mit personalisierten Botschaften und dem gezielten Einsatz von Microtargeting konnte Obamas Kampagne einen direkten Draht zu den Wählern aufbauen und eine starke Online-Community aufbauen. Dies setzte einen Trend in Gang, dem viele nachfolgende Wahlkampagnen folgten.

Auch in Europa und anderen Teilen der Welt setzten sich Social Media Plattformen zunehmend als Mittel der politischen Kommunikation durch. Ein markantes Beispiel ist der Brexit-Wahlkampf im Jahr 2016, bei dem sowohl die Pro- als auch die Anti-EU-Kampagnen massiv auf Social Media setzten, um ihre jeweiligen Botschaften zu verbreiten. Insbesondere die “Leave”-Kampagne nutzte Facebook und Twitter, um gezielt Emotionen wie Angst vor Migration und wirtschaftlichen Folgen zu schüren, was zum Teil als Grund für den knappen Wahlausgang betrachtet wird.

2.2 Die Rolle von Bots, Fake News und Microtargeting

Mit der wachsenden Bedeutung von Social Media im Wahlkampf kamen auch neue Strategien zum Einsatz, die zum Teil als manipulative Praktiken betrachtet werden. Eines der häufigsten Werkzeuge sind Bots – automatisierte Accounts, die Tweets oder Posts verbreiten, um den Eindruck zu erwecken, dass eine bestimmte Meinung weit verbreitet ist. Bots werden häufig genutzt, um Desinformation zu verbreiten, Diskussionen zu stören oder sogar gezielt Fehlinformationen zu verbreiten, um den politischen Gegner zu schwächen.

Ein weiteres kritisches Thema ist das sogenannte Microtargeting. Dabei werden Daten, die Plattformen über ihre Nutzer sammeln, verwendet, um personalisierte politische Botschaften zu erstellen, die gezielt an bestimmte Wählergruppen gesendet werden. Diese Taktik erlaubt es Wahlkampfteams, ihre Nachrichten auf demografische, geografische und sogar emotionale Merkmale der Nutzer zuzuschneiden. Während dies als effektive Wahlkampfmethode gilt, wirft es auch Fragen über den Schutz der Privatsphäre und die Manipulation durch gezielte Desinformation auf.

Ein berüchtigtes Beispiel für den Missbrauch von Microtargeting war der Facebook-Daten-Skandal um Cambridge Analytica, bei dem Millionen von Nutzerdaten ohne Zustimmung genutzt wurden, um Wähler in den USA und anderen Ländern gezielt zu beeinflussen. Durch die Analyse der Daten konnte Cambridge Analytica personalisierte Botschaften erstellen, die speziell auf die Ängste und Vorurteile bestimmter Wählergruppen abzielten. Diese Botschaften wurden dann über Plattformen wie Facebook und Twitter verbreitet, oft mit dem Ziel, die Wähler zu polarisieren.

2.3 Internationale Fallstudien: US-Wahlen und Brexit

Zwei der prominentesten Beispiele für den Einsatz von Social Media im Wahlkampf sind die US-Präsidentschaftswahl 2016 und die Brexit-Abstimmung im selben Jahr. In beiden Fällen spielte die Verbreitung von Fake News eine entscheidende Rolle. In den USA wurde Donald Trump stark durch eine Desinformationskampagne unterstützt, die sowohl von internen Akteuren als auch von externen Einflüssen, insbesondere aus Russland, betrieben wurde. Diese Kampagnen nutzten soziale Netzwerke, um gezielte Falschinformationen zu verbreiten, die den politischen Diskurs erheblich beeinflussten.

Ähnlich verhielt es sich beim Brexit-Referendum. Die „Leave“-Kampagne nutzte eine Kombination aus emotionalen Botschaften, falschen Statistiken und gezieltem Microtargeting, um Wähler zu überzeugen. Durch den Einsatz von Social Media Plattformen konnten die „Leave“-Befürworter eine massive Reichweite erzielen und die öffentliche Meinung entscheidend beeinflussen. Spätere Analysen zeigten, dass viele der verbreiteten Informationen falsch oder stark verzerrt waren, was zu einer Verzerrung des politischen Diskurses führte.


Kapitel 3: Manipulation oder legitimer Wahlkampf?

Die Grenze zwischen legitimen Wahlkampfstrategien und manipulativen Praktiken auf Social Media ist oft schwer zu ziehen. Während es völlig legitim ist, Social Media Plattformen für politische Werbung und Informationsverbreitung zu nutzen, stellt sich die Frage, wann und wie diese Strategien manipulativ werden. Insbesondere der Einsatz von Bots, Desinformation und algorithmischen Mechanismen zur Beeinflussung der Meinungen von Nutzern wirft ethische und rechtliche Bedenken auf.

3.1 Legitimer Wahlkampf: Das Potenzial von Social Media

Auf den ersten Blick bietet Social Media enorme Vorteile für den Wahlkampf. Plattformen wie X (Twitter) ermöglichen es Politikern, in direkten Kontakt mit den Wählern zu treten, ohne die Filterung durch traditionelle Medien. Diese direkte Kommunikation schafft Transparenz und erlaubt es, Wähler persönlich anzusprechen. Besonders für kleinere Parteien oder Kandidaten, die nicht über die finanziellen Mittel für teure TV-Werbung verfügen, bieten Social Media eine kostengünstige Möglichkeit, ihre Reichweite zu erhöhen.

Darüber hinaus können politische Kampagnen auf Social Media schneller und flexibler auf aktuelle Ereignisse reagieren. Ein Tweet, der im richtigen Moment gesendet wird, kann viral gehen und die Aufmerksamkeit von Millionen Menschen auf sich ziehen. Diese Art der direkten Ansprache fördert den politischen Diskurs und bietet Wählern die Möglichkeit, sich aktiv an Debatten zu beteiligen. In diesem Sinne sind Social Media Plattformen ein mächtiges Werkzeug für den demokratischen Prozess.

3.2 Der Einsatz von Desinformation: Manipulation in der digitalen Ära

Obwohl Social Media Plattformen viele positive Möglichkeiten für den Wahlkampf bieten, sind sie auch anfällig für Missbrauch. Eine der größten Gefahren ist die Verbreitung von Desinformation – absichtlich falschen oder irreführenden Informationen, die das Ziel haben, die öffentliche Meinung zu manipulieren. Im digitalen Zeitalter können solche Falschmeldungen in kürzester Zeit viral gehen und ein großes Publikum erreichen, bevor sie als falsch entlarvt werden.

Desinformationskampagnen zielen oft darauf ab, Zweifel zu säen, die Glaubwürdigkeit von Kandidaten zu untergraben oder bestimmte Bevölkerungsgruppen gezielt zu beeinflussen. Im Brexit-Wahlkampf beispielsweise wurden falsche Statistiken über die finanziellen Vorteile eines EU-Austritts verbreitet, die später als falsch nachgewiesen wurden. Diese Informationen hatten jedoch bereits großen Einfluss auf die Wähler, was die Debatte stark verzerrte

Ein weiteres Beispiel ist die Präsidentschaftswahl in den USA 2016, bei der es nachweislich russische Einflussnahme durch Desinformationskampagnen auf Social Media gab. Durch den Einsatz gefälschter Accounts und automatisierter Bots wurden falsche Nachrichten und polarisierende Inhalte verbreitet, um die amerikanische Gesellschaft zu spalten und das Vertrauen in demokratische Institutionen zu untergraben. Diese Art der Manipulation ist besonders gefährlich, da sie oft subtil ist und Wähler nur schwer erkennen können, ob die Informationen, die sie erhalten, wahr oder manipulativ sind.

3.3 Die Rolle von Algorithmen und künstlicher Intelligenz

Ein weiterer entscheidender Faktor, der zwischen legitimen Wahlkampfstrategien und Manipulation unterscheidet, sind die Algorithmen, die die Inhalte auf Social Media Plattformen steuern. Algorithmen bestimmen, welche Inhalte Nutzern basierend auf ihren Vorlieben und bisherigen Interaktionen angezeigt werden. Während dies eine personalisierte Nutzererfahrung schafft, führt es oft dazu, dass Menschen nur Inhalte sehen, die ihre bestehenden Überzeugungen bestätigen – eine sogenannte „Echokammer“. Diese Filterblasen verstärken bestehende Meinungen und können dazu führen, dass politische Ansichten extremer werden.

Der gezielte Einsatz von Algorithmen und künstlicher Intelligenz im Wahlkampf hat das Potenzial, die öffentliche Meinung zu manipulieren. Durch Microtargeting können politische Akteure bestimmte Wählergruppen mit maßgeschneiderten Botschaften ansprechen, die genau auf deren Emotionen und Überzeugungen zugeschnitten sind. Diese personalisierten Botschaften, die oft durch Datenanalysen erstellt werden, können Wähler dazu bringen, auf eine bestimmte Weise zu denken oder zu handeln, ohne dass sie sich dessen bewusst sind.

Bots und KI-gesteuerte Systeme spielen ebenfalls eine Rolle in der Manipulation. Politische Akteure setzen automatisierte Accounts ein, um Diskussionen zu dominieren, bestimmte Themen zu fördern oder kritische Meinungen zu unterdrücken. Diese Praktiken werfen ernsthafte Fragen über die Integrität von Online-Wahlkampagnen auf und erfordern eine gründliche Untersuchung.


Kapitel 4: Maßnahmen zur Bekämpfung der Manipulation durch Social Media

Die wachsende Sorge über die Manipulation von Wahlen durch Social Media Plattformen hat sowohl politische Akteure als auch die Plattformen selbst dazu gezwungen, Maßnahmen zu ergreifen. Angesichts von Desinformationskampagnen, dem Einsatz von Bots und der zielgerichteten Manipulation von Wählergruppen sind Lösungen erforderlich, um die Integrität demokratischer Prozesse zu schützen. In diesem Kapitel werfen wir einen Blick auf einige der wichtigsten Initiativen, die derzeit unternommen werden, um die Manipulation zu bekämpfen.

4.1 Gesetzliche Regulierungen und internationale Maßnahmen

Regierungen auf der ganzen Welt haben erkannt, dass Social Media Plattformen strenger reguliert werden müssen, um den Missbrauch zu verhindern. In Europa ist die Datenschutz-Grundverordnung (DSGVO) ein bedeutender Schritt, der die Rechte der Bürger im digitalen Raum stärken soll. Auch wenn der Hauptfokus der DSGVO auf dem Datenschutz liegt, schränkt sie die Menge an Daten ein, die Unternehmen sammeln und für personalisierte Werbung nutzen können. Dies erschwert es politischen Akteuren, gezieltes Microtargeting auf Basis von persönlichen Daten durchzuführen.

Ein weiteres Beispiel ist das Netzwerkdurchsetzungsgesetz (NetzDG) in Deutschland, das Social Media Plattformen verpflichtet, strafbare Inhalte, einschließlich Hassreden und Fake News, schnell zu entfernen. Plattformen wie X (Twitter) und Facebook sind durch dieses Gesetz gezwungen, innerhalb von 24 Stunden auf Meldungen zu reagieren. Auch wenn dieses Gesetz noch in der Kritik steht, ist es ein Versuch, die Verbreitung von Desinformation und manipulativen Inhalten zu begrenzen.

In den USA gab es ebenfalls Initiativen, um die Manipulation durch Social Media zu bekämpfen. So hat der Kongress Facebook, Twitter und Google mehrmals zu Anhörungen eingeladen, um die Rolle dieser Plattformen bei der Verbreitung von Desinformation während der Wahlen zu untersuchen. Obwohl es bisher keine umfassende Gesetzgebung gibt, die das Problem vollständig löst, wird auf internationaler Ebene darüber diskutiert, wie solche Plattformen stärker in die Verantwortung genommen werden können.

4.2 Verantwortung der Plattformen: Schritte von X (Twitter) und Co.

Social Media Plattformen stehen unter zunehmendem Druck, ihre Verantwortung für die Integrität politischer Prozesse wahrzunehmen. X (Twitter) hat in den letzten Jahren mehrere Schritte unternommen, um die Verbreitung von manipulativen Inhalten zu bekämpfen. Dazu gehört die Einführung von Maßnahmen gegen Bots und automatisierte Accounts, die systematisch Falschinformationen verbreiten. Im Jahr 2019 kündigte X (Twitter) an, politische Werbung weltweit zu verbieten. Dieser Schritt wurde als Versuch gesehen, den Einfluss von Geld auf die Meinungsbildung in Social Media zu reduzieren.

Facebook hingegen hat sich darauf konzentriert, die Transparenz von politischer Werbung zu erhöhen. So können Nutzer mittlerweile sehen, wer hinter einer politischen Anzeige steckt und wie viel Geld für deren Verbreitung ausgegeben wurde. Zudem hat Facebook Millionen von gefälschten Accounts gelöscht und seine Zusammenarbeit mit unabhängigen Faktenprüfern verstärkt, um die Verbreitung von Fake News einzudämmen.

Auch Plattformen wie YouTube haben ähnliche Schritte unternommen. Sie haben begonnen, Inhalte zu kennzeichnen, die von staatlich kontrollierten Medien stammen, um den Nutzern zu signalisieren, wenn es sich um potenziell voreingenommene Informationen handelt. Dennoch bleibt die Herausforderung bestehen, dass sich manipulative Inhalte oft schneller verbreiten, als sie entfernt oder geprüft werden können.

4.3 Zukunftsperspektiven: Technologien zur Sicherung der Wahlintegrität

Neben rechtlichen Regelungen und der Eigeninitiative von Plattformen wird auch der Einsatz neuer Technologien in Betracht gezogen, um die Integrität von Wahlen zu sichern. Eine vielversprechende Technologie ist die Blockchain. Durch ihre Fähigkeit, Daten transparent und unveränderlich zu speichern, könnte die Blockchain-Technologie eingesetzt werden, um Wahlergebnisse fälschungssicher zu machen oder die Herkunft von Inhalten auf Social Media Plattformen zu überprüfen. Ein solches System könnte es erschweren, Falschinformationen zu verbreiten, da jede Information nachvollziehbar wäre.

Ein weiteres innovatives Konzept ist der Einsatz von künstlicher Intelligenz (KI), um Desinformation in Echtzeit zu erkennen und zu blockieren. Viele Plattformen haben bereits damit begonnen, Algorithmen zu entwickeln, die Falschmeldungen und irreführende Inhalte automatisch identifizieren und markieren können. Diese Algorithmen könnten in Zukunft immer effektiver werden, indem sie lernen, subtile Formen der Manipulation zu erkennen.

Jedoch gibt es auch ethische und technische Herausforderungen. Algorithmen und KI-Systeme können fehleranfällig sein und legitime Inhalte fälschlicherweise als manipulative Inhalte markieren. Außerdem besteht die Gefahr, dass autoritäre Regierungen solche Technologien einsetzen, um politische Dissidenten zu unterdrücken und legitime Meinungen zu zensieren. Es ist daher entscheidend, dass der Einsatz solcher Technologien in einem rechtlichen und ethischen Rahmen erfolgt, der die Meinungsfreiheit schützt.


Fazit

Die Macht von Social Media Plattformen wie X (Twitter) in der politischen Kommunikation und ihre Auswirkungen auf die Gesellschaft können nicht unterschätzt werden. Während diese Plattformen den demokratischen Diskurs fördern und es ermöglichen, dass Informationen und Ideen in einer Geschwindigkeit und Reichweite verbreitet werden, die zuvor unvorstellbar war, haben sie auch die Tür für neue Formen der Manipulation geöffnet. Algorithmen, Desinformationskampagnen und Microtargeting haben gezeigt, wie anfällig Wahlen und die öffentliche Meinung für gezielte Beeinflussung sein können.

Der Übergang vom legitimen Wahlkampf zur Manipulation ist oft fließend. Während Politiker Social Media nutzen, um ihre Wähler zu erreichen und ihre Botschaften zu verbreiten, haben Desinformationskampagnen, der Einsatz von Bots und die gezielte Nutzung von Nutzerdaten zur Manipulation von Meinungen die Grenze zwischen ehrlicher Kommunikation und bewusster Täuschung verschwimmen lassen.

Die Maßnahmen, die bisher zur Bekämpfung dieser Manipulation ergriffen wurden, sind zwar erste Schritte in die richtige Richtung, aber es gibt noch viel zu tun. Sowohl Regierungen als auch die Plattformen selbst müssen weiterhin daran arbeiten, die Integrität von Wahlen zu schützen und den Missbrauch von Social Media zu verhindern. Gleichzeitig muss ein Gleichgewicht gefunden werden, das die Meinungsfreiheit wahrt und nicht zur Zensur legitimer politischer Inhalte führt.

Die Zukunft wird zeigen, wie sich die technologischen Entwicklungen und rechtlichen Regelungen auf die Nutzung von Social Media in politischen Prozessen auswirken. Fest steht jedoch, dass es einer globalen Anstrengung bedarf, um sicherzustellen, dass diese mächtigen Werkzeuge zum Nutzen der Gesellschaft und nicht zu ihrer Manipulation eingesetzt werden.


Es ist an der Zeit, dass jeder von uns darüber nachdenkt, welche Rolle Social Media in der politischen Meinungsbildung und bei Wahlen spielen soll. Teilen Sie diesen Artikel und diskutieren Sie mit Freunden und Kollegen darüber, wo die Grenze zwischen legitimer Wahlkampftaktik und Manipulation verläuft. Ihre Meinung ist wichtig – tragen Sie dazu bei, dass Social Media ein Werkzeug der Demokratie bleibt und nicht zum Mittel der Manipulation wird.


Wolfgang Walk

Ingenieur, Programmierer und Schriftsteller aus Leidenschaft. Geboren in den goldenen 80ern, viel erlebt und immer mit den Aufgaben gewachsen.

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Eine Antwort

  1. 16. September 2024

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