TZG – Technologie Zeitgeist

Aktuell – Interessant – Neu


Gas- und Strompreise verstehen: Warum sie schwanken – und was als Nächstes zählt



Energiepreise 2025 bleiben ein zentrales Thema: Haushalte und Unternehmen spüren volatile Gas- und Stromkosten, die von mehreren Hebeln gleichzeitig beeinflusst werden. Dieser Text erklärt kurz die wichtigsten Mechaniken – wie Merit‑Order, CO2-Preis und Netzentgelte – und zeigt, warum Ausbau von Erneuerbaren nicht automatisch niedrigere Endpreise bringt. Leserinnen und Leser erhalten praktische Hinweise, worauf sie jetzt achten können und welche Entwicklungen die Preise mittelfristig beeinflussen werden.

Einleitung

Viele empfinden die aktuelle Energiepreisentwicklung als widersprüchlich: Auf der einen Seite wächst der Anteil von Wind‑ und Solarstrom, auf der anderen Seite bleiben die Rechnungen hoch. Entscheidend ist, dass der Börsenpreis für Strom nur ein Teil der Endkosten ist. Netzgebühren, Abgaben und der CO2-Preis wirken zusätzlich und können eine Senkung der Großhandelspreise ausgleichen oder übertreffen. Gleichzeitig beeinflussen Liefermengen, Wetterlagen und Füllstände der Gasspeicher die kurzfristigen Schwankungen besonders stark.

Der folgende Text liefert eine verständliche Einordnung: Zuerst die Grundlagen, dann konkrete Beispiele aus Haushalt und Betrieb, danach die zentralen Spannungsfelder und zuletzt mögliche Entwicklungen und sinnvolle Orientierungspunkte für die kommenden Monate.

Wie Preise an der Strombörse entstehen

Der Preis an der Strombörse entsteht nach dem Merit‑Order‑Prinzip. Das bedeutet: Anbieter melden, wie viel Strom sie zu welchem Preis liefern können. Anlagen mit sehr niedrigen Grenzkosten – vor allem Wind‑ und Solaranlagen, weil ihre “Brennstoffkosten” praktisch null sind – werden zuerst eingesetzt. Danach folgen teurere Kraftwerke wie Gaskraftwerke. Das letzte für die Stunde benötigte Kraftwerk legt den Preis für alle fest.

Der Börsenpreis spiegelt Grenzkosten, nicht die vollen Systemkosten wie Netzausbau oder Steuern.

Weil Gas‑ und Kohlekraftwerke die Marktpreise oft anheben, spielt der CO2‑Preis eine wichtige Rolle: Ein CO2‑Preis von rund 55 €/t (Stand 2025) erhöht die variablen Kosten fossiler Anlagen und verschiebt damit die Merit‑Order. Das sorgt kurzfristig für höhere Börsenpreise, auch wenn Erneuerbare insgesamt den Preisdruck reduzieren können, sobald sie viel produzieren.

Hinzu kommen Netzentgelte. Sie finanzieren Leitungen, Umspannwerke und Engpass‑Management. Netzentgelte sind regional unterschiedlich und machten 2025 einen großen Anteil des Endpreises aus. Eine Reform dieser Umlagen wäre deshalb zentral, damit sinkende Großhandelspreise auch spürbar bei den Endverbrauchern ankommen.

Eine wichtige Einschränkung: Einige Grundlagenanalysen aus dem Bundestag stammen aus 2022 und sind damit älter als zwei Jahre; sie liefern dennoch nützliche Erklärungen zum Marktmechanismus, während aktuelle Zahlen aus 2025 die gegenwärtige Preislage abbilden.

Wenn Zahlen die Übersicht verbessern, hilft die folgende Tabelle mit kompakten Kennwerten.

Merkmal Beschreibung Wert (ca.)
Haushaltsstrompreis Durchschnittlicher Endpreis für Privathaushalte ~39,6 ct/kWh
CO2‑Preis Preis für eine Tonne CO2 im Jahr 2025 ~55 €/t

Energiepreise 2025 im Alltag: Wovon Haushalte und Betriebe betroffen sind

Für die Stromrechnung eines durchschnittlichen Haushalts sind mehrere Teile relevant: Beschaffungspreis, Netzentgelte, Steuern und staatliche Abgaben. Wenn die Großhandelspreise fallen, wirkt das nur dann auf die Rechnung, wenn die Beschaffungskosten bei Versorgern entsprechend gesenkt werden und Netzentgelte zugleich nicht steigen. 2025 zeigt sich genau dieses Nebeneinander: Niedrigere Börsenpreise können durch gestiegene Netzentgelte oder höhere CO2-Kosten überkompensiert werden.

Konkretes Beispiel: Wer elektrisch heizt oder ein E‑Auto lädt, erhöht die Stromnachfrage in bestimmten Stunden. Lädt die Batterie in Zeiten hoher Wind‑ oder Solarproduktion, sind die Kosten häufig niedriger. Fehlt aber eine intelligente Tarifstruktur, profitiert der Verbraucher nicht automatisch von günstigen Stundenpreisen. Dynamische Tarife, die unterschiedlich hohe Stundenpreise abbilden, sind eine Möglichkeit, den eigenen Verbrauch an günstigere Zeiten zu verschieben.

Beim Gas sind die kurzfristigen Preisschwankungen oft stärker wetterabhängig: Kalte Perioden erhöhen den Verbrauch, leeren Speicher und treiben den Spotpreis. In Winter 2025 sorgten vergleichsweise niedrige Speicherstände für spürbare Preisspitzen an den Spotmärkten. Das wirkt sich besonders auf kurzfristig beschaffte Lieferverträge und auf industrielle Abnehmer aus.

Aus Praktikersicht heißt das: Ein Wechsel des Stromtarifs kann sich lohnen, wenn Anbieter kurzfristig günstigere Beschaffungskosten weitergeben. Bei Gas lohnt es sich, auf Vertragslaufzeit, Lieferkonditionen und Hedging‑Strategien zu achten, um sich gegen Extremwetter‑Risiken abzusichern.

Chancen und Risiken: Wo die Spannungen liegen

Ein klares Plus ist der Merit‑Order‑Effekt von Erneuerbaren: Wenn viel Wind und Sonne liefern, sinkt der variable Preis an der Börse. Das ist eine dauerhafte Entlastung des Marktes, sofern die Volatilität durch Speicher, Lastmanagement und Netzausbau aufgefangen wird.

Auf der Risikoseite stehen mehrere Faktoren gleichzeitig: Erstens treibt der CO2‑Preis die Kosten fossiler Kraftwerke. Zweitens können Netzentgelte und Abgaben eine mögliche Entlastung durch billigen Wind‑ oder Solarstrom neutralisieren. Drittens bleibt die Wetterabhängigkeit ein Unsicherheitsfaktor: Wenig Wind oder Sonne erzeugt kurzfristig Versorgungslücken, die von teureren Erzeugern geschlossen werden müssen.

Das Spannungsfeld zeigt sich auch regional: Gebiete mit starkem Ausbau von Wind‑ oder Solarstrom können geringere Netzentgelte bekommen, da sie lokal mehr Strom produzieren. Andere Regionen tragen die Kosten des Transportnetzes. So entsteht ein Verteilungskonflikt, der politische Entscheidungen erfordert.

Für Unternehmen sind langfristige Stromlieferverträge (PPA) eine Chance, Preisschwankungen zu glätten. Private Verbraucher profitieren vor allem von Technologie: Photovoltaik auf dem eigenen Dach plus ein kleiner Speicher reduziert Abhängigkeit von Marktpreisen und macht Kosten planbarer.

Blick nach vorn: Szenarien und was als Nächstes zählt

In den kommenden Jahren werden drei Hebel entscheidend sein: Netzausbau und -optimierung, Ausbau von Speichern und Flexibilitätsoptionen sowie die Gestaltung von Umlagen und Abgaben. Ein schneller Netzausbau kann Engpässe reduzieren und so regionale Preisunterschiede abmildern. Speicher – technisch und in Form von Sektorkopplung wie Wärmepumpen und E‑Mobilität – erhöhen die Fähigkeit, erneuerbare Überschüsse zu nutzen.

Gleichzeitig kann die Politik über Anpassungen von Netzentgelten und der Stromsteuer direkten Einfluss auf die Endpreise nehmen. Rechnet man mit einem moderat steigenden CO2‑Pfad, bleiben fossile Kapazitäten teurer; das fördert langfristig Investitionen in Flexibilität und Speicher. Für Verbraucher bedeutet das: Maßnahmen wie ein Tarifwechsel, zeitvariable Tarife oder eigene PV‑Anlage sind Optionen, die mittelfristig Wirkung zeigen können.

Für die Versorgungssicherheit ist wichtig, kurzfristige Risiken wie niedrige Gasspeicherstände im Blick zu halten. Solche Engpässe treiben die Gaspreise und indirekt auch die Strompreise nach oben. Daher bleibt ein diversifiziertes Portfolio aus lokalen Erneuerbaren, Speichern und intelligentem Verbrauch das praktischste Rezept, um Kostenrisiken zu senken.

Fazit

Zusammengefasst bestimmen mehrere, zum Teil entgegengesetzte Faktoren die Preisentwicklung: Merit‑Order‑Effekte durch Erneuerbare senken den Börsenpreis, während CO2‑Kosten, Netzentgelte und Abgaben einen großen Teil der Endrechnung ausmachen. Kurzfristige Schwankungen entstehen durch Wetterlagen und Füllstände der Gasspeicher. Langfristig hängt die Entwicklung davon ab, wie schnell Netze, Speicher und flexible Verbraucher eingeführt werden und wie politische Entscheidungen Umlagen und Steuern gestalten. Für Haushalte und Betriebe bleibt deshalb die Kombination aus Tarifwahl, Flexibilitätsnutzung und, wo möglich, eigener Erzeugung der praktischste Weg, Preisrisiken zu reduzieren.


Wenn Sie diesen Beitrag nützlich fanden, freuen wir uns über eine Diskussion und das Teilen des Artikels.


Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Avatar von Artisan Baumeister

→ Weitere Artikel des Autors

Newsletter

Einmal pro Woche die wichtigsten Tech- und Wirtschafts-Takeaways.

Kurz, kuratiert, ohne Bullshit. Perfekt für den Wochenstart.

Hinweis: Lege eine Seite /newsletter mit dem Embed deines Providers an, damit der Button greift.