In Labortests französischer Prüforen zeigten TOPCon Solarmodule deutliche Unterschiede in der Haltbarkeit. Einige Module erreichten bei beschleunigten Feuchte- und UV-Tests erhebliche Leistungsverluste, bei anderen blieben Einbußen moderat. Der Text ordnet die Ergebnisse ein, erklärt typische Schadensmechanismen wie PID, UVID und Feuchteeintritt und nennt praktische Hinweise für Auswahl, Installation und Monitoring. Ziel ist, die Langzeitrisiken für Anlagenbetreiber und Käufer besser einschätzbar zu machen.
Einleitung
Neue Zelltechniken wie TOPCon gelten als leistungsstarker Schritt in der Photovoltaik: höhere Wirkungsgrade bei vergleichbaren Kosten. In der Praxis zählt aber nicht nur der Ertrag im ersten Jahr, sondern die Frage, wie schnell Module Leistung verlieren. Erste Prüfkampagnen in Frankreich haben nun gezeigt, dass TOPCon-Module in bestimmten Prüfbedingungen unterschiedlich reagieren. Für Menschen, die eine Solaranlage kaufen, die Anlage betreiben oder Projekte planen, ist relevant, wie robust eine Technik über Jahre bleibt und welche Risiken im konkreten Klima zu erwarten sind. Die Tests werfen deshalb die Frage auf, ob die üblichen Prüfstandards ausreichen oder ob erweiterte Tests und genaueres Produktwissen nötig sind.
Was sind TOPCon‑Solarmodule und wie unterscheiden sie sich?
TOPCon ist eine Zellarchitektur: Kurz gesagt wird an der Rückseite der Siliziumzelle eine dünne Schicht aufgebracht, die Ladungsträger effizienter sammelt. Das erhöht den Wirkungsgrad gegenüber älteren PERC‑Zellen. In der Modulproduktion beeinflussen zusätzlich Materialwahl und Aufbau (zum Beispiel Glas‑Glas vs. Glas‑Folie, Löttechnik, Kantenabdichtung) wie gut eine Zelle langfristig hält.
Wichtige Begriffe kurz erklärt: PID (Potential Induced Degradation) ist ein Spannungs‑bedingter Leistungsverlust durch Ladungsträgerbewegung und Feuchte. UVID bezeichnet eine Form von Degradation, die entsteht, wenn UV‑Strahlung in Kombination mit Feuchte bestimmte Schichten angreift. Beide Phänomene können zu sichtbaren Leistungsverlusten führen, sind aber technisch unterschiedlich und erfordern andere Gegenmaßnahmen.
Unterschiedlicher Aufbau und Materialwahl entscheiden oft mehr über Lebensdauer als die reine Zellchemie.
Die Branche hat bei TOPCon rasch Fortschritte gemacht, trotzdem sind neue Kombinationen aus Zellen, Klebstoffen und Rückseitenmaterialien eine Quelle unterschiedlicher Langzeitstabilität. Das macht gezielte Prüfungen wichtig.
Wenn Zahlen helfen: In französischen Labortests traten bei einem Modul bis zu rund 30 % Pmax‑Verlust unter extremen Feuchtebedingungen auf, während andere Module nur geringe Verluste zeigten (siehe Quellen). Solche Unterschiede kommen meist nicht aus der Zellarchitektur allein, sondern aus der gesamten Materialzusammenstellung (BOM).
Wie wurden die französischen Tests durchgeführt — und was zeigen sie?
Die Prüfkampagnen In Frankreich (Optisol‑ähnliche Programme) setzten beschleunigte Testbedingungen ein, die über die üblichen IEC‑Normen hinausgehen. Dazu zählen lange Damp‑Heat‑Zyklen (zum Beispiel 85 °C/85 % rel. Feuchte über 2000 Stunden), thermische Zyklen (bis 600 Zyklen) sowie kombinierte Prüfungen mit Polarisation, UV‑Besonnung und Hagel‑Simulation. Ziel ist, Schwachstellen in Kantenabdichtungen, Verkapselungsmaterialien und Lötstellen früher sichtbar zu machen.
Wesentliche Befunde: Bei einem der getesteten TOPCon‑Module führte Feuchteeintritt an den Modulrändern zu einem Verlust von rund 30 % der maximalen Leistung (Pmax) nach einem 2000‑Stunden‑Damp‑Heat‑Test. Thermische Zyklen zeigten meist moderate Verluste (in einem Fall bis etwa 2,2 % nach TC600), aber mechanische Ermüdung an Kontaktstellen wurde beobachtet. Bei Hageltests bestanden einige Module standardisierte Durchschlagsgrößen, während andere bei größeren Schlägen ausfielen.
Ein weiterer wichtiger Punkt ist PID: Einige Module reagierten empfindlich auf positive Polarisationsbedingungen, zeigten aber teilweise eine Reversibilität nach UV‑Bestrahlung. In einem Fall blieb jedoch ein dauerhafter Verlust von rund 18 % bestehen. Hinweise auf UVID‑Effekte (Degradation unter UV plus Feuchte) kommen ebenfalls aus Laborstudien, unter anderem vom Fraunhofer ISE, das bei bestimmten Aufbauten nach vergleichsweise niedriger kumulativer UV‑Energie messbare Verluste fand.
Wichtig für die Einordnung: Eine frühere Warnung durch eine US‑Untersuchung stammt aus dem Jahr 2023 und ist damit älter als zwei Jahre; neuere französische Tests aus 2025 ergänzen diese Erkenntnisse, widersprechen sich aber in Details. Insgesamt zeigen die Ergebnisse, dass die Materialkombination (BOM) und die Kantenabdichtung über Erfolg oder Misserfolg entscheiden.
Was bedeutet das für Anlagenbetreiber und Verbraucher?
Für Käufer und Betreiber steht die Frage im Raum, wie sie das Risiko gering halten. Vertrags‑ und Garantiebedingungen bleiben zentral: Viele Hersteller geben Herstellergarantien auf Leistung über 25 Jahre, diese basieren aber auf Prüfüberschneidungen und Annahmen zur Langzeitstabilität. Wenn ein Modul in beschleunigten Prüfungen stark verliert, kann das auf ein Produktions‑ oder Designproblem hinweisen, das im Feld später zu Ausfällen führt.
In der Praxis wirken sich einige Entscheidungen direkt aus: Bei feuchten oder kühl‑gemäßigten Klimazonen erhöhen Module mit Glas‑Glas‑Aufbau und robuster Kantenabdichtung die Chance auf Langzeitstabilität. Stringdesign und Betriebsspannung beeinflussen PID‑Risiko; niedrigere Spannungen und passende Erdungskonzepte reduzieren Belastung. Außerdem hilft eine sorgfältige Dokumentation der BOM (Bill of Materials) bei der Bewertung von Ersatzteileinkauf und Garantiefällen.
Überwachung zahlt sich aus: Thermografie, Elektrolumineszenz (EL) und regelmäßige Performance‑Analysen erkennen frühe Degradationsmuster. Betreiber sollten bei auffälligen Verlusten Hersteller kontaktieren und Produktdatenblätter mit Prüfberichten vergleichen. Für private Käufer kann das bedeuten, bei Angeboten nicht nur auf Preis und Effizienz zu achten, sondern Lieferantennachweise zu Bestandteilen und erweiterten Testberichten zu verlangen.
Wie könnte die Branche reagieren und was kommt als Nächstes?
Die Testergebnisse aus Frankreich dürften Hersteller und Zertifizierer anregen, Prüfprofile zu überarbeiten. Mögliche Schritte sind: breitere Optisol‑ähnliche Testreihen für verschiedene BOM‑Varianten, verpflichtende Prüfungen für UVID/PID in Kombination mit Feuchte und UV sowie intensivere Feldvalidierungen über mehrere Klimazonen. Auch die Zulieferkette wird stärker in den Blick genommen, denn Klebstoff‑ oder Rückseitenwechsel beeinflussen die Haltbarkeit deutlich.
Auf regulatorischer Ebene können Zertifizierungsstellen und Verbände Empfehlungen ausgeben, die über die IEC‑Normen hinausgehen. Langfristig ist zu erwarten, dass erweiterte Prüfkriterien in Ausschreibungen und bei Finanzierungen eine Rolle spielen: Investoren verlangen belastbare Langzeitdaten, Versicherer überprüfen Degradationsrisiken.
Für Produzenten bedeutet das: transparente Dokumentation der Materialauswahl, Chargenprüfung und gegebenenfalls Anpassungen in der Produktion. Für Einkäufer heißt es: gezielt nach erweiterten Testdaten fragen, Produktionsstandards prüfen und bei Unsicherheiten auf Module mit längerer Praxiserfahrung setzen.
Fazit
Die französischen Prüfungen legen nahe, dass TOPCon‑Zellen an sich eine vielversprechende Technik bleiben, die Langzeitstabilität aber stark von der Gesamtkonstruktion eines Moduls abhängt. Fälle mit deutlichen Leistungsverlusten zeigen, dass Standardprüfungen nicht immer alle Schwachstellen offenlegen. Wer eine Anlage plant oder betreibt, profitiert von genauer BOM‑Prüfung, gezieltem Monitoring und dem Blick auf erweiterte Testdaten. In den kommenden Jahren dürften genauere Prüfprofile und strengere Abnahmebedingungen helfen, Unsicherheiten zu reduzieren und die Verlässlichkeit moderner Module besser abzusichern.
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