Solar-Plus-Speicher richtig dimensionieren: Leitfaden für Unternehmen



Solar-Plus-Speicher sind eine Kombination aus Photovoltaik und Batteriespeicher, mit der Unternehmen mehr vom eigenen Solarstrom nutzen und Lastspitzen glätten können. Dieser Leitfaden zeigt, wie sich Speichergrößen an Verbrauchsprofilen, PV‑Leistung und wirtschaftlichen Zielen ausrichten lassen und welche Schritte für eine belastbare Planung nötig sind. Praxisnahe Faustregeln, realistische Zahlen und Hinweise zur Förder- und Rechtslage helfen dabei, die Investition besser einzuschätzen.

Einleitung

Viele Betriebe stehen vor der Frage, wie sich steigende Stromkosten und die Verfügbarkeit von sauberer Energie wirtschaftlich verbinden lassen. Für Firmen, die über Flächen für Photovoltaik verfügen, bietet sich eine Kombination aus PV und stationärem Speicher an: der Solar‑Plus‑Speicher. Er erhöht den Eigenverbrauch von Solarstrom, reduziert Bezugsstrom zu teuren Zeiten und kann zusätzlich als Puffer für Ladeinfrastruktur oder zur Netzstabilisierung dienen.

Die Herausforderung liegt weniger in der Idee als in der korrekten Dimensionierung: Zu klein geplant, bleibt Potenzial ungenutzt; zu groß geplant, steigen Kosten ohne proportionalen Nutzen. Dieser Text führt schrittweise durch Grundlagen, Praxisbeispiele, Chancen und Grenzen sowie sinnvolle Szenarien für die kommenden Jahre. Basis sind Leitfäden von Branchen- und Forschungseinrichtungen sowie ausgewählte Praxisbeispiele aus dem Gewerbe.

Solar-Plus-Speicher: Grundlagen und Begriffe

Ein Solar‑Plus‑Speicher besteht aus drei zentralen Komponenten: der Photovoltaik‑Anlage, dem Batteriespeicher (mit Wechselrichter und Energiemanagement) und der Steuerung zur Optimierung von Eigenverbrauch und Netzbezug. Ein Batteriespeicher wird in nutzbarer Kapazität angegeben, also jener Energiemenge, die tatsächlich entnommen werden kann (kWh). Effizienzverluste treten beim Laden/Entladen sowie durch Steuerungsverluste auf.

Für die erste Einschätzung hat sich eine einfache Faustregel etabliert: rund 1 bis 1,5 kWh nutzbare Speicherkapazität je kWp installierter PV‑Leistung bringt für viele Gewerbeprofile eine spürbare Eigenverbrauchssteigerung, ohne die Investition zu überfrachten. Das ist jedoch nur eine grobe Orientierung; maßgeblich sind das zeitliche Verbrauchsprofil, die Tagesstruktur der Lasten und ob zusätzliche Lasten wie Wärmepumpen oder E‑Ladepunkte geplant sind.

Die richtige Balance entsteht, wenn PV‑Überschüsse tagsüber gespeichert und nachts oder bei Lastspitzen genutzt werden.

In der Praxis helfen Simulationstools, etwa die Rechner der HTW Berlin, um Autarkiegrad und Wirtschaftlichkeit durchzuspielen. Achtung: Einige der HTW‑Empfehlungen stammen aus 2022 und sind damit älter als zwei Jahre; sie bleiben als technische Grundlage nützlich, sollten aber mit aktuellen Preis‑ und Rechtsdaten abgeglichen werden.

Eine kleine Tabelle fasst typische Kenngrößen zur ersten Orientierung:

Merkmal Warum relevant Orientierungswert
Speicherkapazität Bestimmt, wie viel Solarstrom gehalten werden kann 1–1,5 kWh nutzbar/kWp PV
Wechselrichterleistung Begrenzt Entnahmeleistung und Ladegeschwindigkeit 0,5–1,0 kW/kWh Speicherkap.

Praxis: So läuft die Planung in Betrieben

Planung beginnt mit Daten: ein 15‑Minuten‑Lastprofil eines Jahres ist ideal, weil es Spitzen, Muster und saisonale Effekte sichtbar macht. Ohne solche Daten reichen einfache Tagesprofile, doch die Wirtschaftlichkeitsrechnung wird dann unsicherer. Unternehmen können Lastdaten beim Netzbetreiber anfordern oder Messgeräte installieren.

Typischer Ablauf einer Planung:

  1. Datenerhebung: Jahresverbrauch, Lastgänge, Spitzenzeiten.
  2. PV‑Konzept: verfügbare Dachfläche, Ausrichtung, erwartete Erträge.
  3. Simulation: Autarkie, Eigenverbrauch, Peak‑Shaving, Amortisationsrechnung.
  4. Netzfragen klären: Anschlussleistung, Anmeldung beim Netzbetreiber, Messkonzept.
  5. Förderung und Finanzierung prüfen (z. B. KfW‑Programme, regionale Förderungen).

Ein Beispiel aus der Praxis: Ein mittelgroßer Betrieb mit 250.000 kWh Jahresverbrauch und einer 500 kWp‑Dachanlage wählte eine nutzbare Speicherkapazität von rund 500 kWh (also ~1 kWh/kWp). Damit stieg der Eigenverbrauch deutlich, und durch gezieltes Peak‑Shaving sanken Netzentgelte merklich. Je nach Netztarif und Laststruktur kann die Amortisationszeit so deutlich unter fünf Jahren liegen; in ausgewählten Fällen (hohe Netzentgelte, viele Lastspitzen) sind deutlich kürzere Laufzeiten möglich.

Wichtig ist die Schnittstelle zum Netzbetreiber: Für größere Batteriespeicher sind technische Vorgaben, Anschlussprüfungen und manchmal Genehmigungen nötig. Zudem beeinflusst die geplante Nutzung (nur Eigenverbrauch vs. Handel/Primärreserve) die rechtliche Einordnung und die anfallenden Gebühren.

Chancen und typische Risiken

Ein Solar‑Plus‑Speicher eröffnet mehrere Vorteile: höhere Unabhängigkeit vom Strommarkt, planbare Kostenreduktion durch weniger Bezug in teuren Zeiten, und Flexibilität für neue Lasten wie E‑Ladeinfrastruktur. Kombiniert mit intelligentem Energiemanagement kann ein Speicher außerdem Netzentgelte reduzieren und den Bedarf an teurer Leistungsspitzenbereitstellung verringern.

Gleichzeitig gibt es Risiken, die bedacht werden müssen. Technische Risiken sind Verschleiß der Batterie (Lebensdauer, Zyklenfestigkeit) und Unterschätzung von Verlusten. Wirtschaftliche Risiken ergeben sich, wenn sich Regulierung oder Netzentgelte ändern: Einsparpotenziale können sinken, wenn Netzregelungen angepasst werden. Ein weiterer Punkt ist die Komplexität bei Multi‑Use‑Modellen (z. B. Eigenverbrauch plus Markthandel), dort sind rechtliche und abrechnungstechnische Anforderungen höher.

Entscheidend ist eine realistische Annahme zur Degradation: Herstellerangaben sind Ausgangspunkt, es ist aber ratsam, konservative Szenarien in die Kalkulation aufzunehmen. Auch Versicherungs‑ und Brandschutzanforderungen dürfen nicht vernachlässigt werden; für größere Anlagen sind often zusätzliche Sicherheitsauflagen zu erfüllen.

Wie sich Anlagen in den nächsten Jahren entwickeln könnten

Markt- und Forschungsergebnisse deuten darauf hin, dass Photovoltaik weiter deutlich wächst und Speicherlösungen zunehmend in Gewerbe und Industrie verbreitet werden. Fraunhofer‑Daten zeigen, dass der PV‑Ausbau in Deutschland in den letzten Jahren stark zugenommen hat; das erhöht das Angebot an dezentral erzeugtem Strom und stärkt die Argumente für lokale Speicher.

Technologisch sind fallende Batteriepreise und höhere Zyklenfestigkeit die wichtigsten Treiber. Zugleich verändert sich die Regulierung: Messkonzepte, Netzentgeltstrukturen und Förderregeln werden angepasst, was Auswirkungen auf Wirtschaftlichkeit und Betriebsmodelle hat. Daher wird sich die optimale Dimensionierung künftig stärker an flexibler Netznutzung und intelligenten Steuerungsstrategien orientieren als an starren Faustregeln.

Für Unternehmen bedeutet das: Die Planung heute sollte modular erfolgen, sodass bei Bedarf weitere Batteriekapazität hinzugefügt oder neue Steuerungsfunktionen ergänzt werden können. Multi‑Use‑Konzepte behalten ihre Attraktivität, weil sie mehrere Erlösquellen kombinieren und damit Risiken streuen. Wer früh plant, profitiert von Erfahrungskurveneffekten und günstigeren Komponentenpreisen.

Fazit

Solar‑Plus‑Speicher sind für viele Unternehmen ein pragmatischer Weg, eigenen Solarstrom wirtschaftlich zu nutzen und die Abhängigkeit von Marktpreisen zu reduzieren. Eine erste Orientierung liefert die Faustregel von etwa 1 bis 1,5 kWh nutzbarer Speicherkapazität pro kWp PV‑Leistung, doch der echte Hebel liegt in datenbasierter Simulation: Nur mit einem Jahreslastprofil, klaren Netzanfragen und einer realistischen Degradationsannahme lässt sich die Investition belastbar rechnen. Aktuelle Leitfäden von Forschungseinrichtungen und Branchenverbänden liefern belastbare Grundlagen; bei rechtlichen oder netztechnischen Fragen ist eine frühe Abstimmung mit dem Netzbetreiber empfehlenswert.


Diskutieren Sie gerne die eigenen Erfahrungen mit Solar‑Plus‑Speichern und teilen Sie den Beitrag, wenn er nützlich war.

Artisan Baumeister

Mentor, Creator und Blogger aus Leidenschaft.

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