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Solar‑Carports für E‑Autos: Schnell installierte Lade‑Canopys im Überblick


Solar-Carports verbinden eine Photovoltaik‑Überdachung mit einem Ladepunkt für Elektroautos. Sie liefern tagsüber Strom direkt zum Laden, schützen Fahrzeuge vor Witterung und lassen sich je nach Größe innerhalb weniger Tage bis Wochen installieren. Der Text erklärt, wie solche Canopys technisch aufgebaut sind, welche Schritte bei einer schnellen Installation zu erwarten sind und welche Förder‑ und Geschäftsmodelle in Deutschland heute relevant sind. Leserinnen und Leser erhalten praktische Orientierung für private Stellplätze, Firmenflotten und Parkplätze.

Einleitung

Parkplätze vor Supermärkten, Firmenhöfen oder Wohnanlagen bieten oft genug Platz für eine doppelte Nutzung: Dachfläche und Laden von Elektroautos. Solar‑Carports sind dafür eine praktische Lösung. Sie erzeugen Strom direkt oberhalb des Autos, reduzieren die Abhängigkeit vom Netz und machen das Laden sichtbarer und einfacher.

Für Privatpersonen kann ein einzelner Carport den täglichen Pendelbedarf decken. Für Unternehmen und Immobilienbetreiber eröffnen größere Canopys Möglichkeiten, Mitarbeiter‑ oder Kundenladepunkte mit eigenem Solarstrom zu versorgen. Die Frage lautet dann: Wie schnell und aufwändig ist die Installation, und welche Technik ist sinnvoll?

Der folgende Text führt Schritt für Schritt durch Aufbau, Alltagstauglichkeit, Chancen und Grenzen. Er richtet sich an alle, die überlegen, ein Solardach über dem Parkplatz zu errichten oder in eine fertige Lösung zu investieren.

Wie Solar‑Carports funktionieren

Ein Solar‑Carport besteht aus einer tragenden Konstruktion, Photovoltaikmodulen obenauf, elektrischer Anbindung und mindestens einer Lademöglichkeit. Modulreihen fangen Sonnenlicht ein und wandeln es in Gleichstrom (DC) um. Ein Wechselrichter macht daraus Wechselstrom (AC), der entweder direkt zum Ladestromzähler und zur Wallbox geleitet, ins Gebäude genutzt oder ins Netz eingespeist wird.

Technisch unterscheidet man zwei Hauptvarianten: AC‑gekoppelte Systeme, bei denen die PV über den Wechselrichter ins Hausnetz speist und eine normale Wallbox versorgt; und DC‑gekoppelte Lösungen, die den Solarstrom direkt für Ladestationen nutzen. DC‑gekoppelte Systeme sind bei Schnellladepunkten effizienter, weil sie Umwandlungsverluste reduzieren.

PV‑Überdachungen schaffen gleichzeitig Stromerzeugung, Schutz vor Wetter und direkte Ladepunkte – eine kompakte Lösung für Parkflächen.

Speicher und intelligente Steuerung verbessern den Nutzen. Ein kleiner Batteriespeicher puffert Leistungsspitzen und erhöht den Eigenverbrauch. Smart‑Charging steuert Ladeleistung so, dass Netzanschlussgrenzen eingehalten werden und Kosten sinken. Für private Carports reichen häufig 3,9–7 kWp PV‑Leistung; gewerbliche Überdachungen kommen auf deutlich höhere Werte.

Integrierte Wechselrichter, Module mit höherer Leistungsdichte (Glas‑Glas‑Module) und vorkonfigurierte Canopy‑Module beschleunigen die Montage: Hersteller liefern montierte Rahmen, vorverdrahtete Strings und geprüfte Wallbox‑Pakete, sodass die Vorbereitungszeit vor Ort kurz bleibt.

Wenn Zahlen helfen, zeigt die Tabelle typische Größenordnungen – sie ersetzt keine Projektplanung, gibt aber einen praktischen Anhaltspunkt.

Merkmal Beschreibung Wert
Einzelstellplatz Typischer Einbau für Privat 4–7 kWp PV
Gewerbliche Canopy Reihen für Firmenparkplatz 30–150 kWp
Speicher (optional) Verbessert Eigenverbrauch 5–50 kWh

Installation und Alltag

Die Vorarbeit entscheidet über die Dauer: Genehmigungen, Statikprüfung, Netzanschluss und die Wahl des Fundaments können einige Wochen in Anspruch nehmen. Für einen einzelnen, vorkonfigurierten Solar‑Carport mit vorgefertigten Bauteilen dauert die Montage typischerweise ein bis drei Tage, wenn Fundament und Anschluss vorbereitet sind. Größere Projekte mit mehreren Reihen brauchen in der Regel mehrere Wochen bis Monate.

Bei der Standortwahl sind Schatten, Ausrichtung und Platzbedarf zentral. Süd‑ oder leicht südost/südwest ausgerichtete Flächen liefern am meisten. Bäume, umliegende Gebäude und hohe Laternen können Ertrag und damit Wirtschaftlichkeit deutlich reduzieren. Für Miet‑ oder Eigentumswohnanlagen ist zudem die Rechtslage zu prüfen: Stellplätze gehören oft zur Gemeinschaftsfläche, hier sind Vereinbarungen nötig.

Technisch läuft der Alltag so: Tagsüber stellt die PV Leistung zur Verfügung. Ein Teil lädt das Elektroauto, ein Teil versorgt angeschlossene Gebäude oder füllt einen Speicher. Überschüsse werden ins Netz eingespeist. Mit Smart‑Charging lässt sich das Laden priorisieren, zum Beispiel Frühmorgens für Pendler oder zeitgesteuert, wenn die PV‑Leistung hoch ist.

Praktische Beispiele: Ein Pendler, der täglich 40–60 km fährt, benötigt meist unter 10 kWh/Tag. Ein 5‑kWp Carport kombiniert mit einem 10‑kWh Speicher kann einen Großteil dieses Bedarfs an sonnigen Tagen decken. Bei Firmen mit Flotten rechnet sich ein größerer Canopy schneller, weil mehrere Fahrzeuge dieselbe Infrastruktur nutzen.

Wichtig sind Anschlussbedingungen: Mehrere Ladepunkte erfordern oft einen Leistungsausbau am Netzanschlusspunkt oder eine Leistungsdrosselung über Lademanagement. Hier sind Netzbetreiber frühzeitig einzubinden.

Chancen, Risiken und Geschäftsmodelle

Solar‑Carports bieten drei klare Vorteile: niedrigere Stromkosten beim Laden, Wetterschutz für Fahrzeuge und ein sichtbares Zeichen für klimafreundliche Mobilität. Für Unternehmen kommt ein Marketingeffekt hinzu: Kunden und Mitarbeitende verbinden die Marke mit Nachhaltigkeit.

Risiken sind vor allem wirtschaftlicher und regulatorischer Natur. Die Anfangsinvestition ist höher als bei einer reinen Wallbox. Amortisation hängt von Sonneneinstrahlung, Ladeverhalten und Strompreisen ab. Zudem können lokale Bauauflagen, Denkmalschutz oder strengere Schneelastanforderungen den Aufwand erhöhen.

Bei der Betriebsform gibt es verschiedene Modelle: Eigentum (Unternehmen oder Immobilieneigentümer kaufen und betreiben die Anlage), Contracting (ein Dienstleister plant, finanziert und betreibt Carport und Ladepunkte) oder Miet‑/Leasingmodelle für einzelne Ladepunkte. Contracting reduziert die eigene Investition, erlaubt aber langfristige Vertragsbindungen.

Für Kommunen und Betreiber entsteht eine neue Frage: Soll die Ladeinfrastruktur öffentlich zugänglich sein oder nur für Mitarbeitende? Öffentliche Ladepunkte erfordern Backend‑Anbindung, Abrechnungssysteme und oft höhere Leistungen. Private Ladeparks lassen sich einfacher regeln, sind jedoch weniger lukrativ, wenn freie Belegungszeiten hoch sind.

Ein weiteres Thema ist die Netzintegration. Ohne intelligentes Lastmanagement können mehrere Schnellladepunkte Lastspitzen erzeugen, die Netzverstärkungen nötig machen. Hier helfen Speicher, Lastmanagement und zeitliches Verschieben von Ladevorgängen.

Blick nach vorn: Trends und Entscheidungsfragen

Technisch werden Carports effizienter: leistungsstärkere Glas‑Glas‑Module, integrierte Wechselrichter und vorkonfektionierte Canopy‑Bauteile beschleunigen den Bau. DC‑gekoppelte Lösungen für Schnellladen unter dem Dach gewinnen an Bedeutung, weil sie Energieverluste reduzieren und höhere Ladeleistungen unterstützen.

Auf der Geschäftsseite werden mehr Betreiber auf Komplettpakete setzen: Installation, Monitoring, Abrechnung und Instandhaltung aus einer Hand. Das erleichtert vor allem Wohnungsunternehmen und kleinen Gewerbekunden die Umsetzung, weil sie sich nicht um Betrieb und Abrechnung kümmern müssen.

Regulatorisch bleibt die Förderlage ein praktischer Hebel. Bund, Länder und Kommunen bieten unterschiedliche Programme; in der Vergangenheit gab es direkte Zuschüsse, aktuell sind häufig zinsgünstige Kredite und Unternehmensförderungen vorrangig. Für Unternehmen kann die KfW‑Förderung für Ladeinfrastruktur relevant sein, für Privatpersonen regionale Zuschüsse prüfen.

Für die Entscheidung vor Ort eignen sich drei einfache Fragen als Filter: Wie hoch ist der erwartete Ladebedarf? Wie viel Fläche und direkte Sonneneinstrahlung stehen zur Verfügung? Und welche Förderungen oder Betreiberangebote lassen sich nutzen? Wer diese Fragen beantwortet, kann mit vergleichsweise geringem Aufwand konkrete Angebote einholen und die Wirtschaftlichkeit besser einschätzen.

Fazit

Solar‑Carports sind eine pragmatische Verbindung von Mobilität und lokal erzeugtem Strom. Sie passen sowohl zu einzelnen Haushalten als auch zu größeren Firmenparkplätzen. Technisch sind sie heute ausgereift; vor Ort entscheiden Schatten, Statik, Netzanschluss und die gewählte Betriebsform über Aufwand und Rentabilität. Mit passenden Förderungen, intelligentem Lastmanagement und gegebenenfalls einem kleinen Speicher lässt sich die Nutzung von Solarstrom beim Laden deutlich erhöhen und die Betriebskosten senken.


Wenn Sie Erfahrungen mit Solar‑Carports haben oder Fragen zum eigenen Projekt: Diskutieren Sie gern mit und teilen Sie den Artikel.


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