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Smartphones ohne Android oder iOS: Warum Nutzer jetzt neugierig werden



Alternative Betriebssysteme für Handys gewinnen Aufmerksamkeit, weil manche Nutzer ein Smartphone ohne Android suchen. Die Nachfrage kommt vor allem von Menschen, die Wert auf Datenschutz, Reparierbarkeit oder digitale Souveränität legen. Dieser Text zeigt, welche Alternativen aktuell real nutzbar sind, wie sie sich vom Alltag mit Android und iOS unterscheiden und wann ein Umstieg heute schon praktikabel ist. Er ordnet Chancen und Grenzen ein und liefert Hinweise für die Entscheidungssituation.

Einleitung

Viele Menschen akzeptieren inzwischen, dass ein Smartphone mehr ist als ein Telefon: Es ist Kalender, Kamera, Navi, digitales Portemonnaie und pers­önlicher Assistent. Genau deshalb wächst das Interesse an Alternativen zu den dominanten Systemen. Für einen Teil der Nutzerinnen und Nutzer stehen dabei Datenschutz, Transparenz und die Möglichkeit, das Gerät zu reparieren, im Vordergrund. Andere sind neugierig, weil sich mit alternativen Betriebssystemen technische Freiräume eröffnen — etwa die Kontrolle über Updates oder die Wahl, welche Hintergrunddienste laufen.

Gleichzeitig ist klar: Die Mehrheit nutzt weiterhin Android oder iOS. Für die kleinen, aber sichtbaren Gruppen von Privacy‑Interessierten, Tüftlern und Organisationen, die auf offene Systeme setzen, sind Alternativen inzwischen praxistauglicher als noch vor wenigen Jahren. Dieser Artikel erklärt, welche Optionen es 2025 gibt, welche Kompromisse dazu gehören und worauf beim Kauf zu achten ist.

Was ein Smartphone ohne Android bedeutet

Ein Smartphone ohne Android oder iOS läuft auf einem anderen Betriebssystem: reines Linux, eine stark modifizierte Android‑Version ohne Google‑Dienste oder proprietäre, europäische Alternativen. Diese Systeme teilen oft ein gemeinsames Ziel: Nutzer sollen mehr Kontrolle über Daten, Updates und Software bekommen. Beispiele sind Sailfish OS (Jolla), PureOS auf dem Librem 5 (Purism), Ubuntu Touch (UBports) und /e/OS, eine de‑googlifizierte Android‑Variante.

Wichtig ist die Unterscheidung zwischen zwei Gruppen: Erstens Systeme, die komplett auf anderen Technologien basieren (z. B. reine Linux‑Stacks) und zweitens Systeme, die zwar Android‑Apps ausführen können, aber ohne Google‑Services auskommen. Letztere versuchen, Kompatibilität mit bekannten Apps zu bieten, ohne Daten an große Plattformbetreiber zu schicken.

Alternative Systeme bieten weniger Bequemlichkeit, dafür mehr Einfluss auf die Software.

Technisch bedeutet ein anderes OS oft, dass bestimmte Treiber, Energiesparmechanismen oder Kamerafunktionen nicht in gleicher Qualität zur Verfügung stehen wie bei einem von Herstellern offiziellen Android‑Build. Manche Geräte sind bewusst für Hacker und Entwickler gedacht; andere, wie einige Fairphone‑Modelle mit /e/OS, zielen auf einen breiteren Nutzerkreis.

Wie alternative Systeme im Alltag funktionieren

Im Alltag zeigen sich drei typische Nutzungsszenarien. Erstens: Privacy‑Getriebene Nutzer, die etwa ein Fairphone mit /e/OS wählen. /e/OS ist technisch eine de‑googlifizierte Android‑Variante mit MicroG als Ersatz für Teile der Play‑Services; dadurch funktionieren viele bekannte Apps, während Tracking reduziert wird. Fairphone bietet /e/OS vorinstalliert an und ist in Europa besonders sichtbar.

Zweitens: Nutzer, die auf echte Linux‑Smartphones setzen, etwa das Librem 5 mit PureOS oder Geräte mit Sailfish OS. Diese Geräte bringen physische Sicherheitsfunktionen wie Hardware‑Kill‑Switches und verzichten auf die üblichen App‑Stores. Beim Librem 5 sorgt PureOS für volle Open‑Source‑Nachvollziehbarkeit; bei Sailfish besteht die Möglichkeit, Android‑Apps in einer emulierten Umgebung laufen zu lassen.

Drittens: Bastler und Entwickler, die Gemeinschaftsprojekte wie Ubuntu Touch, postmarketOS oder Community‑Ports nutzen. Diese Lösungen erlauben Experimente wie Desktop‑Modi oder alternative Shells, verlangen aber teilweise Handarbeit bei Installation und Updates.

Praktisch heißt das: Messaging, Telefonie und Browser funktionieren meist zuverlässig. Probleme treten bei Apps auf, die feste Abhängigkeiten zu Google‑Diensten haben — etwa manche Banking‑Apps, Health‑Tracker oder Streaming‑Apps. Web‑Apps und Progressive Web Apps (PWAs) sind oft eine gute Alternative.

Welche Chancen und Risiken bestehen

Die Chancen liegen auf der Hand: Bessere Kontrolle über Daten, längere Software‑Transparenz und ein kleineres Abhängigkeitsverhältnis zu großen App‑Anbietern. Geräte wie das Librem 5 bieten Hardware‑Schalter, die Kamera, Mikrofon oder Funkmodule physisch trennen. /e/OS kombiniert bekannte Oberfläche mit Privacy‑Tools und lässt sich auf vielen Geräten installieren, darunter Fairphone‑Modelle, was Reparierbarkeit und Nachhaltigkeit ergänzt.

Auf der anderen Seite stehen Grenzen, die jeden Umstieg begleiten: Das App‑Ökosystem ist das größte Hindernis. Selbst wenn Android‑Apps technisch laufen, können Dienste wie Push‑Benachrichtigungen oder In‑App‑Käufe eingeschränkt sein. Hardware‑Support ist ein weiteres Thema: Treiber für Kameras oder Energiemanagement werden nicht immer vollständig abgedeckt, sodass Akkulaufzeit oder Fotoqualität schlechter ausfallen können.

Ein weiteres Risiko ist die Fragmentierung. Viele Projekte sind Community‑getragen; Support, Sicherheitsupdates und verlässliche Garantien variieren stark. Das heißt: Für sensible Einsatzszenarien in Unternehmen oder Behörden sind nur wenige Lösungen heute uneingeschränkt geeignet.

Schließlich sind Kosten und Komfort zu nennen. Geräte wie das Librem 5 sind vergleichsweise teuer und liegen leistungsmäßig oft hinter aktuellen Top‑Smartphones. Manche Informationen zu Hardware‑Spezifikationen stammen aus älteren Herstellerangaben (z. B. Basisdaten des Librem 5 aus 2019) und sind damit älter als zwei Jahre; das erklärt, warum manche Modelle technisch nicht mit neuen Highend‑Geräten mithalten.

Wie die Entwicklung weitergehen könnte

Mehrere Entwicklungen können die Akzeptanz alternativer Systeme erhöhen. Erstens: Bessere App‑Kompatibilität durch optimierte Android‑Emulations‑Schichten oder vermehrte Nutzung von PWAs würden viele Alltagshürden beseitigen. Jolla hat etwa mit Sailfish OS 5.0 die Android‑App‑Unterstützung verbessert, was den Alltag vieler Nutzer erleichtert.

Zweitens: Kooperationen zwischen Hardware‑Herstellern und Open‑Source‑Projekten können robuste, länger unterstützte Geräte hervorbringen. Fairphone mit /e/OS ist ein Beispiel dafür: Hersteller‑ und Softwarepartner arbeiten zusammen, um Nachhaltigkeit und Privatsphärefunktionen zu kombinieren.

Drittens könnten regulatorische Vorgaben die Position alternativer OS stärken. Initiativen für mehr Interoperabilität oder strengere Regeln gegenüber Plattformbetreibern könnten die Infrastruktur schaffen, in der unabhängige Systeme leichter Apps und Dienste anbieten können.

Für Nutzerinnen und Nutzer bleibt eine pragmatische Herangehensweise sinnvoll: Wer Datenkontrolle und Reparierbarkeit priorisiert, findet heute nützliche Optionen. Wer unbedingt auf jede App angewiesen ist, profitiert weiter von Android oder iOS. Zwischen diesen Polen entsteht jedoch ein wachsender Mittelraum, in dem hybride Ansätze praktikabel sind.

Fazit

Smartphones ohne Android oder iOS sind 2025 keine Massenware, aber sie sind präsenter und alltagstauglicher geworden. Für Menschen mit klarem Interesse an Datenschutz, Transparenz oder Reparierbarkeit bieten /e/OS, Sailfish OS und PureOS reale Vorteile. Die größten Hürden bleiben App‑Kompatibilität, Hardware‑Support und die meist kleinere Entwickler‑Community. Wer diese Kompromisse bewusst eingeht, kann heute ein Smartphone finden, das weniger von großen Plattformanbietern abhängig ist und auf lange Sicht mehr Kontrolle ermöglicht.


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