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KI‑Grundlagen verständlich: Wie Sprachmodelle arbeiten und was zählt



KI Grundlagen sind der Schlüssel, um zu verstehen, warum Sprachassistenten so plausibel wirken und welche Folgen das hat. In diesem Text erfahren Sie in kompakten Schritten, wie große Sprachmodelle technisch funktionieren, wie sie im Alltag genutzt werden, welche Chancen und Risiken sich daraus ergeben und welche Regeln auf europäischer Ebene bereits gelten. Die Darstellung bleibt praxisnah und belegt, damit die Kernaussagen auch in einigen Jahren noch Orientierung bieten.

Einleitung

Algorithmen, die schreiben, übersetzen oder Fragen beantworten, begegnen inzwischen in vielen Apps und Webseiten. Ihre Antworten wirken oft natürlich, weil die Modelle Wortfolgen vorhersagen, nicht weil sie menschliches Verstehen besitzen. Für Benutzer ist das nicht immer offensichtlich: Beim Chatten, beim Suchen nach Informationen oder beim Verfassen von Texten beeinflussen diese Systeme Entscheidungen und Arbeitsabläufe.

Die folgenden Abschnitte zerlegen das Thema Schritt für Schritt: Zuerst die technischen Grundlagen, dann konkrete Anwendungen, danach die wichtigsten Spannungsfelder und schliesslich ein Blick auf Regeln und mögliche Entwicklungen. Wer nach dem Lesen die Technik besser einordnen kann, trifft bewusstere Entscheidungen im Alltag und erkennt, wo Nachfragen oder Skepsis angebracht sind.

KI Grundlagen: Was steckt darunter?

Im Kern stehen heute meist neuronale Netze; das sind Rechenmodelle, die aus Beispielen Muster lernen. Ein großer Teil moderner Sprachsysteme basiert auf der Transformer-Architektur. Vereinfacht gesagt, zerlegt ein Modell Text in einzelne Einheiten (Tokens), wandelt sie in Zahlen um und berechnet Beziehungen zwischen diesen Einheiten. Aus diesen Beziehungen ergibt sich, welches Wort als nächstes wahrscheinlich ist.

Attention erlaubt dem Modell, für jedes Wort zu entscheiden, welche anderen Wörter im Satz wichtig sind.

Die entscheidende Komponente heisst Self‑Attention: Jede Position im Text fragt alle anderen Positionen ab und gewichtet deren Einfluss. So entsteht Kontext, auch über längere Sätze hinweg. Die Architektur besteht aus Stapeln solcher Attention‑Blöcke, ergänzt um einfache Rechenfunktionen (Feedforward‑Netze) und Verarbeitungs‑Schichten, die das Ergebnis in Text umwandeln.

Manche Kennzahlen sind nützlich, um Skalierung zu verstehen: Parameteranzahl beschreibt die Zahl der frei einstellbaren Zahlenwerte im Modell; mehr Parameter erlauben oft feinere Mustererkennung, erhöhen aber Rechen- und Energiebedarf. Datenmenge und Rechenzeit entscheiden mit über Qualität und Kosten. Für historische Einordnungen: GPT‑3 hat etwa 175 Milliarden Parameter (Angabe aus 2020, damit älter als zwei Jahre), GPT‑2 rund 1,5 Milliarden.

Wenn Zahlen in Tabellen besser lesbar sind, hilft eine kleine Übersicht.

Modell Ungefährer Umfang Jahr
GPT‑2 ca. 1,5 Mrd. Parameter 2019
GPT‑3 ca. 175 Mrd. Parameter (Angabe aus 2020) 2020
Moderner LLM (Beispiel) Variation: 1010–1012 Parameter 2021–2024

Kurze Begriffsklärung: Ein Token ist meist ein Wort oder ein Wortteil; Parameter sind einstellbare Zahlen im Modell; Pretraining bedeutet, das Modell grob auf große Textmengen zu trainieren, Fine‑Tuning passt es an spezielle Aufgaben an.

Wie Sprachmodelle im Alltag wirken

Sprachmodelle begegnen Menschen in vielfältigen Anwendungen: bei Suchanfragen, in Chatbots, als Schreibassistenz und in automatisierten Zusammenfassungen. Hinter der Oberfläche laufen zwei typische Arbeitsweisen: Vorschlagen und Zusammenfassen. Beim Vorschlagen generiert das Modell fortlaufend nächste Wörter; bei Zusammenfassungen sucht es nach kompakten Darstellungen wichtiger Informationen.

Ein konkretes Beispiel: Beim Formulieren einer E‑Mail schlägt das System Sätze vor. Es nutzt statistische Muster aus Trainingsdaten, um sinnvolle Fortsetzungen zu bieten. Das Verhalten ist dabei abhängig von Prompt—also Ihrer Eingabe—und von Systemvorgaben, etwa wie „kreativ“ oder „sicher“ die Ausgabe sein soll.

In der Praxis entstehen dabei drei häufige Nutzererfahrungen:

  • Gute Hilfe bei Routine: Das System spart Zeit bei Standardtexten.
  • Erratische Fehler: Manchmal entstehen falsche Fakten oder unpassende Formulierungen.
  • Unsichtbare Verzerrungen: Modellantworten können Vorurteile aus Trainingsdaten widerspiegeln.

Technisch bedeutet das: Modelle liefern Wahrscheinlichkeiten, keine Gewissheiten. Für kritische Inhalte—rechtliche Hinweise, medizinische Ratschläge—sollten sie daher geprüft werden. Für kreative Aufgaben sind sie hilfreicher, weil hier Vollständigkeit und strikte Verlässlichkeit weniger entscheidend sind.

Chancen, Risiken und Irrtümer

Die technischen Möglichkeiten bringen konkrete Chancen: Zeitersparnis bei Dokumenten, Unterstützung bei Recherche und Barrierefreiheit durch automatische Zusammenfassungen oder Übersetzungen. Unternehmen nutzen Modelle zur Automatisierung von Routineaufgaben und zur Qualitätssteigerung in Prozessen.

Gleichzeitig bestehen klare Risiken. Bias in Trainingsdaten kann Diskriminierung fördern; generative Systeme können Desinformation verbreiten; und die Transparenz ist oft begrenzt, weil Modelle Millionen bis Milliarden Parameter in komplexen Mustern verknüpfen. Für Personen, deren Rechte betroffen sind, ist das ein reales Problem.

Ein weiterer, oft unterschätzter Punkt ist Energieverbrauch: Training großer Modelle erfordert viel Rechenzeit und damit Strom. Das ist kein rein technisches Detail, weil damit ökologische und wirtschaftliche Fragen verbunden sind.

Fehlerquellen lassen sich teilweise technisch minimieren: bessere Datenauswahl, robuste Testverfahren, Monitoring in Produktion und Menschen in der Schleife, die sensible Entscheidungen überprüfen. Organisatorisch hilft eine klare Zuordnung von Verantwortung und dokumentierte Tests.

Wie sich Entwicklung und Regeln verbinden

Auf europäischer Ebene ist seit 2024 ein risikobasierter Rechtsrahmen in Kraft: bestimmte Anwendungen sind verboten, für andere gelten strenge Nachweispflichten. Die Regelung verlangt etwa Transparenz über generative Systeme und klare Risikobewertungen für hochriskante Anwendungen in Justiz, Gesundheit oder Bildung. Diese Regeln sollen Schutz bieten, ohne Innovation vollständig zu blockieren.

Für Entwickler und Anwender bedeutet das: früh prüfen, ob ein System als hochriskant einzustufen ist, dokumentieren, welche Daten verwendet wurden, und Verfahren zur Überprüfung implementieren. Für Nutzer heisst das: Nachfragen, wenn Entscheidungen mit hohem Einfluss automatisiert getroffen werden.

Politisch eröffnet der Gesetzesrahmen auch Mechanismen für kontrollierte Tests und sogenannte Sandboxes, in denen neue Systeme geprüft werden können. Gleichzeitig bleiben Fragen offen, etwa wie kleine Anbieter die Compliance‑Last stemmen sollen.

Technisch lässt sich die Umsetzung unterstützen durch: Protokolle zur Datendokumentation, Audit-Logs, erweiterte Tests auf Verzerrung sowie Modelle, die Ressourcen effizienter nutzen. So entsteht ein Praxisfeld, in dem Technik und Regulierung zusammenfinden.

Fazit

Große Sprachmodelle bedienen sich klarer technischer Prinzipien: Tokenisierung, Self‑Attention und massenhaft trainierbare Parameter. Diese Konzepte erklären, warum Systeme plausibel formulieren, aber eben auch, warum sie Fehler machen und Vorurteile reproduzieren können. In konkreten Anwendungen bringen sie spürbare Erleichterungen, verlangen jedoch Kontrolle, transparente Informationen und überprüfbare Verfahren. Die europäische Gesetzgebung schafft dafür einen Rahmen, der Schutz und Innovation zu verbinden versucht. Wer die Technik kennt, kann die Versprechen realistischer einschätzen und Nutzungen verantwortungsvoller einordnen.


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